Thesis about Anthrohumox in Brazilian Lowland
Um die TP und auch den Ausgangs-Latosol genau zu bestimmen, war es notwendig, eine TP-Lokalität aufzusuchen, im Gelände aufzunehmen, zu kartieren und Probenmaterial zur Analyse nach Deutschland zu bringen. Es war daher unumgänglich, nach Brasilien zu fahren und dort weiter zu recherchieren.
3.1 Vorbereitungen
Da von Deutschland aus nicht. ausreichend genau recherchiert
werden konnte, an welchen Lokalitäten ausgeprägte, untersuchenswerte
TP-Vorkommen vorhanden sind, welcher Art diese sind und ob heute noch in
demselben Zustand wie bei der Nennung in der Literatur (siehe
Kap. 1.4), konnte
die Auswahl der TP-Lokalität noch nicht in Deutschland erfolgen.
Auch die Kontaktierung mit den staatlichen brasilianischen
Behörden bzw. deren Genehmigung musste in Brasilien vor Ort erfolgen, da sich
bei Antrag einer Forschungsgenehmigung durch die diplomatische Vertretung in
Deutschland Probleme ergaben. Nach vielen Jahrzehnten der Dominanz
ausländischer, wissenschaftlicher Forschungsvorhaben - mit Rückfluss der Forschungsergebnisse
in die durchführenden Länder, v.a. USA, aber auch Westeuropa und Japan, so dass
die Ergebnisse in Brasilien oft nicht einmal zur Verfügung standen -
entwickelte sich in Brasilien eine Tendenz zur wissenschaftlichen Autarkie und
zum Ausschluss ausländischer Institutionen.
Die Folge ist die von Brasilien angestrebte eigene,
nationale Forschung und der Aufbau eines eigenen wissenschaftlichen Bildungs-
und Forschungswesens, in dem ausländische Forschungsprojekte in Zusammenarbeit
mit staatlichen brasilianischen Stellen nur schwer, ohne diese Kooperation
nicht möglich sind.
Erste diesbezügliche Kontakte. über deutsche Einrichtungen
in Manaus (Konsul, bestehende deutsche Forschungsprojekte) erwiesen sich als
negativ.
In Belem dagegen konnte FAO-Koordinator J.Dubois gewonnen
werden, der wiederum zu I.Falesi,. Direktor der EMBRAPA, heute
Landwirtschaftsminister des Staates Para, vermittelte. Bekannt durch mehrere
Veröffentlichungen für seine Forschungen an der TP (siehe
Kap. 1.2.3), zeigte
er Interesse und sicherte die Genehmigung und Mithilfe der EMBRAPA, Belem zu.
Dadurch wurde aber die. Region mit einem möglicherweise zu untersuchenden
TP-Vorkommen auf den Staat Para beschränkt.
3.2 Arbeitsbedingungen
Der tropische Regenwald stellt an den Bodenkundler
Forderungen besonderer Art. Bereits die Überwindung der riesigen Entfernungen
in einem verkehrsmäßig sehr schlecht erschlossenen Gebiet bereitet oft große
Schwierigkeiten bzw. verursacht zumindest lange Verzögerungen. Verf. benötigte
daher mehrere Wochen für Fahrten im Amazonasraum, bis er zu einem ersten
TP-Vorkommen gelangte.
Ein weiteres Problem stellte die Beschaffung des
Arbeitsgerätes dar. Aus finanziellen Gründen war eine Mitnahme spezieller
Werkzeuge von Deutschland aus nicht möglich, so dass im Explorationsgebiet
Grabwerkzeuge wie Spaten, Pickel, Schaufeln, Hacke besorgt werden mussten,
Rahmen zur Humusaufnahme und zur Volumenprobe, Verpackungsmaterial sowie
Trockenschrank und Feinwaage mussten erst organisiert bzw. angefertigt werden.
Ein im Grunde unentbehrliches Gerät, der Pürckhauer-Bohrer,
konnte aber vor Ort weder gekauft, geliehen noch hergestellt werden, so dass
die wegen der geringen Größe der TP-Vorkommen ohnehin recht schwierigen,
umfangreichen Sondierungsarbeiten noch wesentlich erschwert wurden.
Eine weitere Schwierigkeit, die Bereitstellung von
Arbeitskräften, konnte durch die Wahl von Belterra und die Mitarbeit der
EMBRAPA zufriedenstellend gelöst werden.
Kartographisch erfasst sind, was über einen Maßstab von
1:250.000 hinausgeht, nur die wenigsten Gebiete Amazoniens.
Pedologische Karten liegen nur sehr kleinmaßstäbig vor, z.
B. die in Kap. 2.6.3 aufgeführte1:5 Mio.-Karte - und dann auch nur beschränkt
interpretierbar - oder von ausgewählten, kleinsten Gebieten, etwa entlang neu
angelegter Straßen, z.B. an der Strecke Manaus - Itacoatiara (IPEAN 1969). In
der Region um Santarem - Belterra wurden 1935 jedoch von den Amerikanern
topographische Skizzen im Maßstab von 1:250.000 und 1:25.000 angefertigt
(unveröffentlicht). Durch Geländebegehung und Abmessen mit Maßband und Kompass
wurden sie an den wichtigsten Stellen korrigiert und erweitert und stellen die
Grundlagen der Karten Abb.14,
17 und
21 dar.
Aus klimatischen Gründen ist ein bodenkundliches Arbeiten
nur in den 2 - 4 trockeneren Monaten (siehe Kap. 2.3) möglich, da in der
Regenzeit ein Aufsuchen von TP-Lokalitäten sehr erschwert und Grabungsarbeiten
unmöglich. gemacht werden.
Tägliche Regenmengen von über 10 bis über 20 mm lassen
Bodeneinschläge schnell vollaufen.
Die Vegetation dagegen stellt kein unüberwindbares Problem
dar. In der Region um Belterra besteht ein umfangreiches Wegnetz (siehe
Kap.3.4). Abseits dieser Pfade und in weniger erschlossenen Gebieten ist selbst
bei dichtem. Unterholz ein Vordringen durch Freischlagen zwar zeitraubend, aber
stets möglich. Bei Grabungen konnte trotz der geringen Größe der TP-Vorkommen
die unmittelbare Nähe von großen Bäumen umgangen werden, so dass kein übermäßig
dichter Wurzelbesatz den Aushub erschwerte.
Ebenso wurde die Bedrohung durch gefährliche Tierarten lange
überschätzt. Dennoch wurden mehrere Male bei der Exploration größere Schlangen
erlegt und Vogelspinnen getötet. Ein Arbeiter wurde von einem Skorpion
gebissen.
3.3 Auswahl des Untersuchungsgebietes
Nach Konsultierung von Pedologen und Archäologen v.a. bei der EMBRAPA und im Goeldi-Institut, Belem, und
Literaturstudium über angegebene TP-Lokalitäten wurden folgende Orte in die engere Wahl genommen:
Die Ilha do Marajo mit ihrer bisher nicht untersuchten sandigen TP (siehe
Kap. 1.4, Pt. 7),
Der Komplex Santarém / Belterra wegen der guten Erschließung, der zur Verfügung stehenden Infrastruktur
und der zahlreichen geologischen und pedologischen Vorarbeiten (siehe unten,
Kap. 1.2,
1.4 Pt.28),
Der Raum um Oximina ebenfalls wegen der dortigen guten Erschließung, aber nur sehr wenig untersuchter
TP-Vorkommen (siehe
Kap. 1.4, Pt.13-19),
Der Rio Purus wegen der dortigen TP unter Primär-Urwald (siehe
Kap. 1.4, Pt. 56),
Der Rio Xingu wegen der dortigen heute noch rezenten Entstehung in Indianerreservaten (siehe
Kap. 1.4, Pt. 23).
Aufgrund der befristeten Zeit - das Einsetzen der Regenzeit
macht bodenkundliches Arbeiten unmöglich - und der begrenzten finanziellen Möglichkeiten
sowie Arbeitsgenehmigungen fiel die Entscheidung zugunsten des Vorkommens auf
der Belterra-Hochfläche, da diese überdurchschnittlich ausgeprägt, in Bezug auf
ihre Größe, Mächtigkeit, Scherbenreichtum und organische Substanz eine
'eindeutige' TP ist und in diesem Raum bereits geologische, morphologische,
kartographische und bodenkundliche Vorarbeit geleistet wurde.
So schrieb Franco eine eigene Arbeit über die Entstehung der
TP von Belterra (1962, siehe
Kap. 1.2.3), Sampaio kartierte - nicht unumstritten
- das gesamte Gelände mit TP und 'Terrra Mulatta' (1962, in Sombroek
1966, S.175;
Abb.20 in Kap. 3.6); des Weiteren wurden chemische Analysen von nahe
gelegener TP gemacht (Ranzani. et.al.1962; Sombroek 1966, S.159 u.a.; Tab.4 in
Kap.6). Die US-Amerikaner bohrten als geologisches Tiefenprofil bis 122 m
Tiefe (1937, unveröffentlicht; Abb.7 in Kap.2.1.3) und es existiert eine eigene
Klimamessstation (bisher unveröffentlichte Daten; Tab.1 und Abb.12 in Kap. 2.3.2).
Ausgehend von dortigen Untersuchungen wurde der Begriff 'Belterra-Ton'
als eine geologische Formation geprägt, die in großen Teilen Amazoniens an der
Oberfläche ausstreicht (siehe Kap. 2.1.3 und Abb.4).
Nicht zuletzt. wurde dieses Gebiet für die Untersuchungen
gewählt, da in dieser von Ford 1934 angelegten Plantage weitgehend
Infrastruktureinrichtungen bestehen, wie ein ausgebautes Wegenetz, eine
landwirtschaftliche Station (Posto) der EMBRAPA mit Fahrzeugpark,
Werkzeugen., Arbeitsgerät, Waagen etc. sowie Unterkunftsmöglichkeit, Arbeitskräfte,
sogar ein kleines Krankenhaus. Auch die tägliche Busverbindung in das 40 km
entfernte Santarém mit sämtlichen Versorgungsmöglichkeiten wurde als großer
Vorteil angesehen.
Es wurde daher das Angebot der EMBRAPA als Trägerin der
Plantage und Landwirtschaftsstation angenommen, von Belterra aus zu operieren
und dort mit Geländewagen, Arbeitskräften, Arbeitsmaterial, Karten etc.
unterstützt zu werden.
Die bei Belterra gefundene TP erfüllt sämtliche
Voraussetzungen, 'typischer Vertreter' dieses Bodentyps zu sein, wie deutliche
Ausprägung, hoher C-Gehalt und Vorhandensein von Keramikresten (siehe
Kap.1.1.2), daneben aber auch weitere Charakteristika wie allmählicher Übergang in
den Latosol, hohe Fruchtbarkeit, Lockerheit, relative Homogenität innerhalb eines Vorkommens etc.
Standort Belterra wird sämtlichen weiteren Ansprüchen als
Ausgangspunkt der Untersuchungen gerecht, wie relativ gute Erreichbarkeit,
Möglichkeit der Vorbehandlung und des Abtransportes der Proben und Anlage von
Profilen des zu vergleichenden Bodentyps (Latosol-Profile) in der Nähe.
Letzterer Punkt, der bei der Planung und Auswahl dieses
Standortes nicht stärker berücksichtigt zu werden glauben musste, wurde vor Ort
zu einem Problem, da in unmittelbarer Nähe der TP-Vorkommen keine von der TP
unbeeinflussten Latosole gefunden wurden, so dass eine größere Entfernung
zwischen TP- und Latosol-Vergleichsflächen in Kauf genommen werden musste.
Anfangs blieb ein einziger kritischer Punkt bei der
Entscheidung für Belterra als Standort bestehen: Eine evtl. mögliche, anthropogene Überprägung durch die
Plantagenwirtschaft in den letzten 45 Jahren. Maßnahmen wie Rodung, konstantes
Ausholzen des Unterholzes, Anbau mit einer Monokultur und Nährstoffentzug
können u.U. starke Veränderungen im Boden erzeugen. Dieses Problem wurde aber
gelöst, indem TP-Flächen außerhalb des ehemaligen Plantagengeländes ausgesucht
wurden.
Die Latosol-Vergleichsfläche mit 5 Profilen (
SL 1-5) wurde am Rande des - seit ca. 25-30 Jahren aufgelassenen - Plantagengeländes ausgewählt.
Dass diese Profile nicht anthropogen modifiziert sind, wurde durch den
Vergleich mit einer weiteren Latosol-Probefläche (
Profil SL 7) bzw. dessen analytischen Daten und mit Werten von anderen Autoren gezogenen Latosol-Profile
(z.B. EMBRAPA 1975) bestätigt. Nicht einmal das völlig im ehemaligen
Plantagengelände liegende
Profil SL 6 weist abweichende Werte auf (siehe
Kap.3.7.3).
Wegen der notwendigen, sehr umfangreichen Geländeerkundung
im Raum Belterra (siehe Kap. 3.5) verzögerten sich die Arbeiten stärker als
zuvor geplant. Somit konnten wegen der einsetzenden Regenzeit im Dezember keine
weiteren TP-Vorkommen aufgesucht werden. Ursprünglich geplant war das Aufsuchen
einer weiteren TP-Lokalität, die sich entweder hinsichtlich des
Ausgangssubstrates (z.B. sandige TP) oder hinsichtlich .der: Vegetation (z.B.
unter 'Primärwald') von der Belterras unterscheidet. Davon musste aber Abstand
genommen werden.
3.4 Standortbeschreibung von Belterra
Belterra liegt ca. 40 km südlich von Santarém nur ca. 1
- 3 km östlich bzw. südlich des Steilabfaallles des Planalto (siehe
GIS online Karte zum Zoomen and allen Profilstandorten). Diese
tertiäre, unzerstörte Hochebene ist hier aus ca. 40 - 50 m mächtigen
Tonschichten, den sog. Belterra-Tonen, aus kaolinitischen Sedimenten eines
pliozänen Sees aufgebaut (siehe Kap. 2.1.3 und Abb.7): Das Gelände selbst ist
völlig eben, lediglich unterbrochen durch einige wenige, geschlossene, ± runde
Hohlformen von ca. 100 - 300 m Durchmesser und ca. 10 - 20 m Tiefe, den bereits
mehrfach genannten Depressaos fechados (siehe
Kap. 1.2). (Siehe auch weitere
Feldkarte)
Geomorphologische Arbeiten wurden bisher in diesem Gebiet
noch nicht durchgeführt (siehe auch Kap.2.2).
Das gesamte Plateau liegt ca. 165 m über NN (Sioli 1969,
S.318 u.a.) und damit über 100 m höher als die unterhalb des Steilabfalls
gelegenen Teile der Terra Firme entlang der Tapajos- und Amazonasufer
(ca. 30 m über NN). Die Hangkante ist sehr verschlungen und gewunden und bildet
mehrere Sporne heraus. Der Abbruch ist deutlich ausgeprägt.
Der Übergang von der Ebene in den Hang mit oft 400
oder gar 450 Neigung erfolgt auf eine Distanz von ca. 20 - 30 m. Zu erklären dürfte dies sein durch
bodengenetische
Verhärtungsprozesse der oberen Lagen (etwa 1 - 1,50 m).
Durch die stärkere Austrocknung in Hangnähe während der
Trockenzeit kommt es zu einer verstärkten Fe-oxid-Ausfällung.
Derartige Lateritisierungsprozesse, bedingt bzw. verstärkt
durch die hier bessere Drainage des lateral abziehenden Wassers, führen zu
einem kompakten, verfestigten Laterithorizont in 1 - 2 m Tiefe an den
Plateaurändern (mehr 'nodular laterite' als 'massive laterite').
Bodenkundlich ist dies als plinthic Ferralsol (Fp;
siehe Kap. 2.6.1) bzw. als Laterit-haltig oder gar als Laterit - im Gegensatz
zum Latosol - bzw. als Lateritico anzusprechen. Die beiden
Laterit-Profile
SP 9 ca. 40 m vor der Kante und
SP 0 ca. 5 m unterhalb der
Kanter also schon im Hang (siehe
Kap. 3.7.2), bestätigen die Modellzeichnung
von Townshend (1970, S.397):
Abb.15: Plateau-Laterit an der Hangkante (nach Townshend 1970; Young 1976)
Wie die Abbildung andeutet, dünnen bei Entfernung von der Hangkante zum Plateau auch hier die
Lateritkrusten sehr schnell aus, bereits in
einem kurzen Abstand treten sie nicht mehr auf (Sivarajasingham et.al.1962, S.50).
Diese 'Plateau-Laterite' (nach McFarlane 1976; Townshend
1970) bedingen nach dem Prinzip einer homolithischen Schichtstufe (Louis 1979,
S.333) die Ausbildung von scharf ausgeprägten Plateau- und Terrassenkanten, an denen lateral
ansetzende Erosion nicht eine Tieferlegung der Niveaus oder Abflachung der Kante verursacht, sondern eine Ein-
und Zerschneidung der Plateauränder. Diese Abbruchkante besteht daher aus einer abwechselnden Folge von
Spornen, Kämmen und zurückgelegten Schluchten und Einschnitten, wie dies auch gut auf den Karten Abb. 14 und
17 gesehen werden kann.
Abb.16: Ausbildung von Plateau-Laterit (nach Young 1976); rechtes Profil entspricht SP O
Die Region um Belterra weist eine lange Besiedlungsgeschichte auf, wie aus den Keramikfunden, der Geschichtsschreibung und den TP-Entstehungstheorien (siehe Kap.1.2) hervorgeht. In seiner heutigen Form wurde der Ort Be1terra aber erst 1934 von der amerikanischen 'Companha Ford Industrial do Brasil' erbaut (Plantacoes Ford de Belterra).
Die Ursache hierfür lag bei den Autonomieüberlegungen der Amerikaner für ihren Gummibedarf. Denn aufgrund des Stevenson-Planes 1922-28 fürchtete man eine eigene - überteuerte - Preispolitik der Engländer bei dem Vertrieb des damals fast ausschließlich den Markt beherrschenden, indisch-malaiischen Kautschuks. Vom US-Departement of Commerce wurde daher nach Möglichkeiten gesucht, in anderen tropischen Ländern eine krisensichere Kautschuk-Plantage aufzubauen. Ford begann daher 1927 mit der Rodung und Errichtung von Plantagen bei Fordlandia 100 km weiter im S, nach dortigen Misserfolgen 1934 bei Belterra, das den Vorzug hatte, eben zu sein und damit den Einsatz von Maschinen zuzulassen.
Ob die höhere Fruchtbarkeit dieses Areals infolge der TP damals ein Argument für die Auswahl dieses: Ortes war, ist unbekannt, aber nicht auszuschließen.
1939 waren von dem gesamt 2428 qkm großen Gelände ca. 50 qkm mit (2 Mio.) Kautschukbäumen (Hevea Brasiliensis) bepflanzt. Einer in Fordlandia aufgetretenen Blatt-Krankheit, die sich nur in Monokulturen derartig ausbreiten kann und die letztlich zur Aufgabe dieser Pflanzung führte, wurde in Belterra durch zwei Aufpfropfungen vorgebeugt, so dass sich eine resistente Kreuzzüchtung von einheimischen Kautschukbäumen und orientalischen Reisern ergab. Da diese Züchtung aber sehr arbeits- und kostenintensiv waren und nach dem 2. Weltkrieg die Nachfrage nach Kautschuk als Rohmaterial nachließ, verkaufte Ford die Anlage 1945 an die brasilianische Regierung, die sie in immer kleinerem Rahmen durch die EMBRAPA weiterbetreibt.
Heute ist der Baumbestand in Belterra völlig überaltert, es erfolgt kein Ausholzen des Unterholzes mehr, in den früheren Plantagenarealen setzt sich mehr und mehr die Capoeira (Sekundärwald) durch. Kautschuk wird nur noch in geringem Maß gezapft - zur Herstellung von Kaugummi.
Heute lebt nur noch ca. ein Fünftel der ehemaligen
Bevölkerung von ca. 8 - 10.000 Einwohnern in Belterra (Zimmermann 1958, S.80).
Ein Teil des Wegenetzes mit 3 W-E-verlaufenden und 5
N-S-verlaufenden Routen wird heute noch erhalten, weiter abseits führende Wege
(in Abb.17 gestrichelte Linien) sind oft nicht mehr befahrbar. Im Gelände nicht
mehr erkennbar ist die rechteckige Parzellierung in 441 geplante bzw. 310
angelegte, mit Kautschuk-Bäumen bepflanzte Parzellen (mit einer Seitenlänge von
404 m), die etwa innerhalb der Estrada 1 und 7 bzw. zwischen 2 und 10 lagen
(siehe Karte
Abb.17).
Aus dieser Karte ist neben dem Verlauf der Hangkante und der
Anlage der Siedlung und der Wege u.a. die Situation der untersuchten Profile zu
ersehen:
SP 1 - 5 liegen auf einem Sporn weit außerhalb des ehemaligen
Plantagen-Geländes,
SP 9 und
SP 0 direkt an der Kante,
SL 1 - 5 am äußersten Rand der ehemaligen Plantage und daher am frühesten aufgelassen,
SL 6 in relativ lang kultiviertem Gelände und
SL 7 völlig außerhalb der ehemaligen Plantage (siehe
Kap.3.7).
3.5 Exploration der TP-Vorkommen
Bei der Exploration konnte eine Anzahl von - z.T.
miteinander zusammenhängenden, z.T. isolierten - TP-Vorkommen in Erfahrung
gebracht, aufgesucht, angesprochen und kartiert werden.
Dabei standen folgende Fragestellungen im Vordergrund:
- Wo befinden sich einzelne TP-Vorkommen, wie groß sind diese und wie verteilen sie sich?
- Welche der beobachteten Vorkommen eignen sich am besten für eine weitere Untersuchung, d.h. zur
Anlage tieferer Profile?
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen TP-Vorkommen und Morphologie, wie oft in der Literatur
vermutet?
- Ist eine grobe Skizzierung des Auftretens von TP in dieser Region möglich?
- Findet sich TP nur auf tonigem Ausgangssubstrat ?
- Gibt es auch eine 'nicht-anthropogene', d.h. keramiklose TP ?
Die Ansprache bezog sich somit. v.a. auf die Aufnahme des
Humusgehaltes, der Mächtigkeit der TP-typischen Ah-Horizonte, der
Textur sowie der Form, Erstreckung und Reliefsituation der Lokalität und
Quantifizierung der Keramikstücke. Bei jedem festgestellten TP-Vorkommen wurden
mehrere Profile (etwa 5 - 10), allein in der Lokalität 1 über 30 !, gegraben
und Proben gezogen, um bei einem Farbvergleich die verschiedenen TP-Intensitäten direkt miteinander
vergleichen zu können.
Ziel dieser Geländearbeit war neben der erstmaligen
großmaßstäbigen Kartierung von TP-Vorkommen und deren Ansprache die Auswahl
einer typischen, gut ausgeprägten und ungestörten Lokalität, in der die Profile
zur Probenentnahme angelegt werden sollten.
3.5.2 Beschreibung 19 untersuchter Vorkommen
Folgende TP-Vorkommen wurden sicher festgestellt (siehe auch
Skizze der Belterra-Region):
Die im Zentrum von Belterra gelegene TP ist
unzweifelhaft die größte und tiefste. Ihr absolutes Zentrum liegt am Anfang der
Estrada 1, etwa zwischen dem Büro der EMBRAPA und dem Hotel; ebenfalls noch als
Zentrum kann aber ein derart zentrierter Kreis mit ca. 400 - 500 m Durchmesser
angesehen werden. Dies entspricht somit einem TP-Kernbereich von ca. 14 - 18
ha. Sie ist damit im Vergleich zu anderen, in der Literatur genannten TP sehr
groß (
Lokalität: 2,6374 S - 54,9361 W, weitere Beschreibung in
Kap. 3.7.2).
Entsprechend groß ist die Übergangszone zum Latosol. Diese
erstreckt sich ca. 500 m nach N und auch nach S und schließt dort + an
die TP-Lokalität 2 an (siehe dort). Nach E reicht sie bis kurz vor die Praca,
d.h. etwa 250 m über den Kernbereich hinaus. Westlich endet sie bald. wegen des
dortigen Steilhang des Planalto. Oben auf der Kante liegt noch eine
typische TP vor (
SP 9), nur 5 m unterhalb (
SP 0) wurden zwar noch hohe C-Gehalte und Keramikreste festgestellt, an anderen Eigenschaften wie Ca-,
Mg-Gehalt etc.ist diese aber nicht mehr TP-typisch, wie sich nach chemischer Analyse herausstellt. Nach
weiteren lediglich 5 - 10 m Höhendifferenz ist der TP-Charakter völlig verschwunden. Es dominieren dann
Laterite und kräftige, aber stärker rötliche Farbtöne wegen der dortigen stärkeren Fe-Anreicherung (orthic,
plinthic Ferralsols; siehe auch
Kap. 3.4.1).
Abgesehen von dieser reliefbedingten Besonderheit, kann
aufgrund der Geländebeobachtungen prinzipiell die 'Linsentheorie' Francos
(1962, siehe
Kap. 1.2.3) bestätigt werden. Sie sei anhand der kleinen,
schematischen Darstellung der Isocarbonalen (Linien gleichen C-Gehaltes)
dargestellt.
Abb.18: Isocarbonalen-Darstellung einer typischen TP-Lokalität (wie Nr.1) Die gesamte TP-Lokalität in der oben genannten Umgrenzung weist eine Fläche von ca. 120 - 150 ha auf. Die
Ausdehnung mit erhöhtem Humusgehalt ist ca. 1/3 größer als auf der Karte (Abb.17) schraffiert angegeben.
Keramikscherben wurden auf einem kleineren 'inneren' Teil dieser TP gefunden, hier jedoch im Übermaß, sogar
z.T. auf der Oberfläche oder gar auf der Straße.
Etwa 1 km südlich dieser Lokalität ist östlich der
Estrada 2 eine TP entwickelt, die bedeutend 'schwächer' ist. Sie hat ein
Kerngebiet von ca. 50 m Durchmesser und weist nur etwa die halbe Tiefe auf. Von
der Geländeansprache gleicht diese TP bereits ab ca. 40 cm Tiefe dem umgebenden
Latosol. Der Übergangsbereich erstreckt sich kreisförmig über eine Fläche von
ca. 5 ha oder auch geringfügig mehr (
Lokalität: 2.6534 S - 54.9371 W).
Die Nähe zu obiger TP ließ vermuten, dass beide TP
zusammenhängen und nur durch eine Zone schwächerer Ausprägung voneinander
getrennt sind. Es wurden daher entlang einer geraden Linie 5 Testprofile
angelegt, die diesen Übergang untersuchen sollten. Bei Entfernung von Lokalität
1 wurden die Oberbodenhorizonte allmählich immer heller, die 'Mächtigkeit' der
TP immer geringer, es ließen sich keine Keramikscherben. mehr finden. Nach etwa
2/3 der Distanz wurde der Boden als Latosol angesprochen. Bei Annäherung an die
Lokalität 2 wurde der Boden wieder dunkler, der humose Ah mächtiger
und bei noch größerer Nähe zum Zentrum wurden auch wieder Scherben gefunden.
Abb.19: Isocarbonalen-Darstellung des Überganges von TP-Lokalität 1 zu 2, schematisiert
Eine ähnliche Verbindung kann existieren zur dritten
aufgesuchten TP in unmittelbarer Nähe (400 m SW Vorkommen 2), etwa 100 m nördlich
des Friedhofes. Die Größe des Kerngebietes muss als sehr gering (ca. 0,1
ha) angesehen werden. Keramikstücke wurden nur sehr wenige gefunden.
Standen die bisherigen 3 TP-Vorkommen +
miteinander in Zusammenhang, so erfolgt dies nicht bei dem Vorkommen SW der Kreuzung Estrada 4 mit 3,
das nur eine sehr kleine Ausdehnung (unter 0,1 ha), aber eine mittlere Intensität hat (dunklerAh
bis ca. 30 cm Tiefe). Es steht unter intensiver landwirtschaftlicher Nutzung in einem Gemüsefeld bei einer
Hütte (
Lokalität: 2.6530 S - 54.9370 W).
Westlich des Landefeldes liegt auf einem ausgeprägten
Sporn, der fast 500 m über die sonstige Hangkante hinausragt, die TP-Lokalität 'C.B.A.'
Schwarzer Oberboden und damit hoher Humusgehalt wurde auf sämtlichen hoch-,
d.h. im Niveau des Plateaus gelegenen. Teilen dieses Sporns festgestellt. Die
Dunkelfärbung verliert sich aber schnell hangabwärts, wie auch schon in
Lokalität 1 festgestellt, sowie bei Annäherung zum eigentlichen Plateau, d.h.
bei Verlassen dieses Sporns. Diese TP umfasst somit nur ca. 0,5 ha, der
Übergangsbereich ist mit 1 - 2 ha relativ klein. Es wurden nur sehr wenige
Scherben gefunden (
Lokalität: 2.6709 S - 54.9648 W).
Auf einem anderen, sehr exponierten. Sporn an der NW-Ecke
des Belterra-Plateaus wurde die stark ausgeprägte TP 'Chico Alfredo'
gefunden. Sie entspricht in ihrer Intensität, d.h. der Humosität, und der Tiefe
der Ah-Horizonte fast dem 1. Vorkommen, ist aber wesentlich kleiner,
aber doch noch größer als die anderen bisher genannten. Im eigentlichen
Kerngebiet bedeckt sie eine Fläche von ca. 0,65 ha. Über ca. 2. - 5 ha strahlt
sie mit einem erhöhten Humusgehalt aus (
Lokalität: 2.6003 S - 54.9439 W).
Sie soll aufgrund ihrer günstigen, TP-typischen Eigenschaften ausführlich in in
Kap.3.7.1
besprochen werden.
Ca. 2,5 km östlich liegt in geringer Entfernung von der
Hangkante die wesentlich schwächere TP 'Dourado' mit einer
geringeren Flächenerstreckung und einem nur mäßig schwarzen, nicht besonders
tiefen Ah (
Lokalität: 2.6167 S - 54.9227 W).
Nicht weit entfernt zeigt das Vorkommen 'Cacoalinho',
etwa 2,5 km NE der Praca, im Oberboden mit die dunkelsten Schwarztöne
(geringste value-Werte; ca.1,5-2) und daher vermutlich die höchsten
Humusgehalte (
Lokalität: 2.6179 S - 54.9146 W). Diese intensive Ausprägung lässt aber sehr schnell mit der Tiefe nach
und ist ab ca. 50 - 60 cm bereits weitgehend als Latosol anzusprechen. Der intensive Schwarzton beschränkt
sich nur auf ein sehr kleines Gebiet von ca. 30 - 40 m Durchmesser.
Etwa 500 m nördlich davon befindet sich ein weiteres, schwächeres (Sub-)Zentrum dieser Lokalität.
Auch zwischen diesen beiden TP-Arealen wurde der Übergang untersucht. Es existiert z.T. typischer Latosol
dazwischen. Wegen der großen Nähe dieser beiden TP wird aber von derselben Lokalität gesprochen.
Weiter abseits von Belterra gelegen, allerdings ebenfalls
nahe zur Hangkante liegt die TP-Fläche 'Mt. Christo' mit mäßigem
Scherbenbesatz. Sie hat zwar eine mittlere Gesamt-Größe, ihr Kerngebiet mit
einem recht hohen Humusgehalt ist aber relativ klein. Bereits bei ca. 25 cm
Tiefe geht die TP in den Latosol über (
Lokalität: 2.6030 S - 54.8793 W).
Extremer Scherbenreichtum kennzeichnet die TP von 'Santo
Antonio', ebenfalls direkt an der Hangkante auf einem ähnlichen Sporn
wie 'C.B.A.' oder 'Chico Alfredo' mit einem tiefschwarzen Ah
bis zu 40 cm. Aber auch hier erfolgt der Übergang in die hellen Farbtöne des Box oft sehr schnell
und unvermittelt (
Lokalität: 2.5968 S - 54.8609 W).
Eine relativ tiefe, sehr dunkle TP mit mächtigem
Scherbenbesatz ist die von 'Sao Joao' etwa 12 km NE Belterra, in
500 m Entfernung von der Hangkante. Sie wurde genau aufgenommen und kartiert.
Der Kern bedeckt knapp 1 ha, das Übergangsgebiet ca. 10 - 15 ha (
Lokalität: 2.5796 S - 54.8425 W).
Wegen eines optimalen Überganges von ca. 500 m zum Latosol
wurde hier ein Längsprofil der Bodenvergesellschaftung mit 5 Bodenprofilen
gezogen, das den Übergang vom Zentrum der TP zum Latosol charakterisieren soll.
Die entnommenen 38 Proben wurden nach Deutschland gesandt.
An Analysen wurden bisher an diesen Proben lediglich die Volumengewichte
bestimmt. Die im Gelände beobachtete starke Abnahme des Volumengewichtes vom Latosol
zur TP konnte bewiesen werden.
Etliche Kilometer südlich, aber in größerem Abstand von
der Hangkante befindet sich die TP 'Sao Francisco' mit ebenfalls
sehr starkem Scherbenbesatz. Das Zentrum ist etwas unter 1 ha groß. In den
oberen 30 cm zeigt sich ein + intensiver Schwarzton, der auf den
weiteren 20 cm schnell nachlässt (
Lokalität: 2.6068 S - 54.8458 W).
Nach Moreira d.S. siedelten hier bis ca. 1920 / 30 noch Indianer (mdl.Mitt.).
Südlich der Estrada 7 liegt in der Nähe des Wasserturmes
eine weitere, sehr kleine TP mit einer nicht zu geringen Mächtigkeit (ca. 40
cm) eines tiefschwarzen (value ca.2) Ah-Horizontes, der dann
allerdings sehr schnell in die Farben eines gelben Box übergeht.
Trotz der kleinen Erstreckung wurden sehr reichlich Scherben auf und in dem
Boden gefunden. Das eigentliche Kerngebiet von ca. 0,1 ha befindet sich v.a.
auf einer kleinen Anhöhe (von ca. 20 - 30 m Durchmesser) und geht sehr schnell
in den umliegenden Latosol über (
Lokalität: 2.6843 S - 54.9044 W).
Nur ca. 1 km weiter westlich, ebenfalls südlich der
Estrada 7 in stärker reliefiertem Gelände wurde eine davon isolierte TP mit
zwar etwas größerer Erstreckung, aber einer geringeren Intensität des Humus
(weniger tief und heller) und noch schneller in den darunter liegenden Latosol
übergehend, festgestellt (
Lokalität: 2.6832 S - 54.9203 W).
3 - 4 km südlich der Estrada 7 an der Straße nach Capim
ist die TP-Lokalität 'Castanheiras' unmittelbar neben einer
Hohlform (Depressao Fechado von ca. 20 m Durchmesser und 3 m Tiefe)
gelegen. Ihre Fläche dürfte nur sehr klein sein. Die schwache Schwarzfärbung
lässt bereits nach ca. 20 cm nach. Scherben wurden nur mäßig viele gefunden (
Lokalität: 2.7276 S - 54.9561 W).
An der Straße nach Aramanay am Tapajos befindet
sich auf der Pfeffer-Plantage von Sr. Coleman eine TP, die eine dunkle Färbung
der oberen 10 - 30 cm aufweist, im untersuchten Areal aber keine Scherben
besitzt. Das eigentliche Zentrum wurde wegen der frisch angelegten Pflanzung
nicht aufgesucht. Es ist dort aber mit Keramikscherben zu rechnen. Das
eigentliche TP-Areal muss nach der Begehung als mittel-groß (etwa 2 - 5 ha)
angenommen werden (
Lokalität: 2.6875 S - 54.9787 W).
Unterhalb (!) des Steilabfalles, d.h. in stärker
sandigem Substrat, wurden zwei TP bei Tijucal aufgesucht, deren Größe
aber trotz der Unzugänglichkeit des Geländes abgeschätzt werden konnten. Die
Intensität ist nur mäßig, nach 30 - 40 cm beginnt der dort stark schluffige bis
sandige Latosol (
Lokalität: 2.5814 S - 54.8817 W).
In völlig sandigem Gelände an der Straße nach Pindobal
liegt die TP von Pedreira, ebenfalls unterhalb des Plateau - Abfalls.
Sie weist nur eine sehr extensive Schwarzfärbung und eine geringe Größe auf (0,2 ha). Etliche Scherben
demonstrieren den anthropogenen Ursprung (
Lokalität: 2.6391 S - 54.9557 W).
Im näheren Umkreis von Santarém wurden auf dem dortigen,
rein sandigen Substrat an mehreren Stellen, z. B. in Santarém, an der Station
der IBGE u.a., humose Oberbodenhorizonte und z. T. überreichlich Scherben
festgestellt (siehe
Kap. 1.4, Pt.28). Sämtliche angelegten Profile weisen aber
auf eine extreme Störung durch landwirtschaftliche Nutzung oder durch
Baumaßnahmen hin, so dass ungestörte. Profile und damit auch Bodenproben nicht
zu ziehen waren. Bereits Barata (1953, S.4, in Palmatary 1960. S.24) drückt
aus, dass in der Umgebung von Santarém zwar stark ausgeprägte TP vorhanden ist,
diese aber nicht untersuchenswert ist wegen ihrer durch die Landwirtschaft
gestörten Situation.
Auf folgender Tabelle (3) sind die Daten der 19 untersuchten TP-Vorkommen zur Übersicht aufgeführt.
1
T
++
14-18
120-150
40-50
130
Rand des Planalto
eben
Siedlung
2
T
+
0,2
5-8
20
40
Rand des Planalto
eben
frühere Plantage
3
T
(+)
0,1-0,2
0.5
10-20
40
Rand des Planalto
schwach reliefiert
frühere Plantage
4
T
+
0,1
0,3-0,5
30
45
Planalto
schwach reliefiert
Pflanzung
5
T
(+)
0,5
1-2
25-30
70-80
Planalto-Sporn
eben
frühere Pflanzung
6
T
++
0,65
2-5
45
100
Planalto-Sporn
eben
frühere Pflanzung
7
T
+
0,1-0,3
2-4
20
60
Rand des Planalto
eben
frühere Pflanzung
8
T
+
0,2
10
40
50-60
Rand des Planalto
gewellt
Sekundärwald
9
T
+
0,2
2-5
15-20
25
Rand des Planalto
eben
Sekundärwald
10
T
++
0,3
10-20
40
50
Planalto-Sporn
eben
Pflanzung
11
T
++
0,5-1
10-15
40
70-80
Planalto
gewellt
Sekundärwald
12
T
++
0,5
10-15
30
50
Planalto
eben
frühere Pflanzung
13
T
++
0,1
0,2
40
50
Planalto
kleine Anhöhe
Pflanzung
14
T
(+)
0,2
0,4
20
30-40
Planalto
reliefiert
Sekundärwald
15
T
+
<0,3
?
10-20
30-40
Planalto
reliefiert
Sekundärwald
16
T
+ (?)
?
2-5
10-30
40-60
Planalto
eben
Pflanzung
17
U-S
+
?
?
20
30-40
Schwemmland
reliefiert
Primärwald
18
S
(+)
0,1
?
10
30-60
Schwemmland
Hang
Sekundärwald
3.5.3 Regelhafte Beobachtungen
Aus diesen Darstellungen wird ersichtlich, dass - mit
Einschränkungen - TP- Vorkommen + rund sind und das Kerngebiet mit der
intensivsten, d.h. dunkelsten, und. mächtigsten Ausprägung eines Ah-Horizontes
sich im Zentrum dieses Kreises befindet. Hier treten auch die meisten
Keramikstücke auf. Der ringförmige Übergangsbereich zum Latosol übertrifft das
eigentliche TP-Areal oft um ein Mehrfaches.
Es wurden aber auch einige Heterogenitäten aufgezeigt, etwa
dass die Regel 'Je dunkler der Oberboden, desto mehr Keramik wird gefunden'
auch Ausnahmen kennt, z.B. die Lokalität
Cocoalinho (Nr.8) mit dem schwärzesten
Farbton, aber nicht überdurchschnittlich bzw. v.v. die TP von
Sao Francisco mit sehr vielen Scherben, aber nur einer mittelstarken Intensität.
Auch eine weitere, prinzipielle Regel 'Je humoser der
Oberboden, desto größer ist die Mächtigkeit bzw. (desto größer) das gesamte
TP-Areal' findet einschränkende Ausnahmen, etwa bei der TP am Wasserturm
(Nr.13), wo ein sehr dunkler Farbton mit einer sehr kleinen Erstreckung
zusammenfällt, oder bei Santo Antonio (Nr.10) mit einem tiefschwarzen Ah
an der Oberfläche, aber einem Latosol ab ca. 50 cm Tiefe. Cum grano salis
seien aber dennoch obige Regeln über den Zusammenhang zwischen Humusgehalt des
Oberbodens, Mächtigkeit der TP, Größe der Lokalität und Scherbenreichtum
aufgrund der Geländebeobachtung aufgestellt.
Die These einer scherbenlosen und damit möglicherweise
nicht-anthropogenen TP (siehe
Kap.1.2) konnte aufgrund der Geländebefunde nicht bestätigt werden. Es wurde keine 'scherbenlose TP'
gefunden.
In den meisten Fällen sind die TP-Vorkommen plan im Gelände
integriert, können daher keine 'Aufplaggung' (siehe
Kap.1.2.3) darstellen. Nur
in sehr wenigen Fällen (Nr.3 und 13) bestehen sie aus kleinen, konvexen Hügeln.
3.6 Erstreckung des TP-Komplexes von Belterra
Nach obiger Darstellung und Betrachtung der
Karte (Abb.17) fällt auf, dass sich die meisten und intensivsten TP-Vorkommen entlang der Hangkante oder
in deren unmittelbarer Nähe befinden und die Intensität bzw. Häufung der TP-Vorkommen mit größerer Häufung von
der Hangkante abnimmt. Dies ist vermutlich durch die Siedlungsweise der Indianer zu erklären, die bevorzugt an
Stellen mit weiter, allseitiger Siebt siedelten (Mayntzhusen 1912, S.462;
siehe
Kap.1.2.1).
Im 1 - 3 km breiten Übergangsbereich von auslaufendem
TP-Einfluß - gesamt Belterra. steht auf einem derartigen Bereich-, finden sich
einige weitere TP-'Subzentren' (z.B. Sao Francisco) mit stärkerer
Ausprägung und Scherbenreichtum.
Eine überschnelle und daher falsche -Interpretation dieser
Tatsache führte zu Sampaios Kartierung der TP von Belterra und der fälschlichen
Darstellung der 'Terra Mulatta' als eigenem Bodentyp (1962; Sombroek
1966, S.175; siehe
Kap.1.1.3). Dieses Kärtchen sei als Diskussionspunkt und der Vollständigkeit halber abgebildet. Auf eine
kritische Betrachtung muss aber hingewiesen werden! Die vom Verf. gezeichnete Karte (
Abb.17) soll als Korrektur und Präzisierung der Karte Sampaios verstanden werden.
Abb.20: Angebliche TP-Verbreitung in Belterra nach J.B.Sampaio (1962; Sombroek
1966) Der über eine Distanz von ca. 5 km reichende Einfluss der TP
auf den Latosol-Humusgehalt warf Probleme bei der Auswahl der
Latosol-Vergleichsflächen auf. (siehe
Kap.3.3.7) Wodurch diese Einflussnahme bedingt, ob sie evtl. anthropogen ist, konnte bisher noch nicht
geklärt werden.
3.7 Auswahl und Prinzip der Vergleichsflächen
Aufgrund der intensiven Geländeprospektion wurde von den
aufgesuchten 19 TP-Vorkommen eines für die genaueren Analysen ausgewählt. Bei
den meisten sprach die zu schwache (helle) Farbe und die zu flache Ausprägung
des TP-Oberbodens dagegen (Vorkommen Nr.
2-5,
9,
14-18), andere wiederum waren in ihrem Kerngebiet zu klein (Nr.
8,
10,
12,
13). Auch
Sao Joao (Nr.11)
musste wegen der relativ geringen Größe seines Kerngebietes, der schlechten
Erreichbarkeit von Belterra aus und des extrem schweren Bodens ausgeschlossen
werden, ebenso der stärkste TP-Vertreter (
Lokalität 1) trotz seiner maximalen Mächtigkeit, Humusgehaltes und Scherbenreichtum wegen der hier
erfolgten Störung durch den Menschen (Straßen, Häuser, Gemüse- und Gartenbau,
Plantagenpflanzungen)(Feldskizze: Siehe
Kap.3.8.
Es wurde daher die TP
'Chico Alfredo' ausgewählt, da
diese ausreichend humos, tief genug, gut erreichbar, mit viel Scherben versehen
und außerhalb des ehemaligen Plantagengeländes liegt und weder genutzt noch
gestört ist - und somit alle Anforderungen erfüllt.
Um zumindest einen Eindruck einer anderen TP-Lokalität zu
bekommen, wurde in dem Vorkommen 'Belterra / Zentrum' (Lokalität 1) noch ein
Profil an einer relativ ungestörten, in einigem Abstand zum nächsten Haus
gelegenen Stelle gebohrt:
SP 9 mit einer besonderen Schwärzurig des Oberbodens. Dessen Werte entsprechen jedoch .weitgehend denen von
'Chico Alfredo' (Profile SP 1 - 8).
Einen Einblick in die Hangdynamik im Ansatz einer Catena
vermittelt ein weiterer Aufschluss: SP 0, in. einer Entfernung von 80 - 100 m
westwärts von SP 9 ca. 5 - 6 m unterhalb davon am 25 - 30 % geneigten Hang
(siehe auch Kap.3.4.1). Die sehr unterschiedliche Dynamik erwies sich bereits
bei der Geländeansprache: Dessen obere Horizonte zeigten sich wesentlich heller
(value 2-3) als die der anderen TP-Profile. Die daraus folgende Vermutung auf
einen geringeren Humusgehalt wurde aber bei entsprechender Analyse nicht bestätigt
(siehe Datenband S.100): Es wurde sogar überdurchschnittlich viel C gemessen
(SP0003: 11,6% C). Da ein derartiger Humusgehalt nicht mit der relativ geringen
Schwarzfärbung des Oberbodens korreliert, muss daraus eine andersartige Färbung
dieses Bodens - und damit ein unterschiedlicher Gehalt .an Oxiden - gefolgert
werden. Tatsächlich ergab sich bei tieferem Aufgraben an dieser Stelle (bis
2,10 m), d.h. bei Erreichen des latosoligen bis lateritigen Untergrundes, nicht
eine hellgelbe Färbung des Untergrundes wie bei den anderen Profilen, sondern
eine rote, und damit einen orthic bzw. fast schon rhodic Ferralsol
(siehe Kap.2.6.1).
Dieser Latosol-Vertreter ist lt. brasilianischen
Bodenkartierungen gegenüber dem gelben in Belterra vorkommenden, im
brasilianischen Amazonasraum stark dominierenden 'Latosol Amarelo' als.
ein 'Latosol Vermelho Amarelo' anzusprechen (vergl. Abb.13 in
Kap.2.6.3).
3.7.3 Latosol-Vergleichsflächen
Ziel dieser Geländearbeiten und der anschließenden Analysen
sollte aber nicht nur eine exakte Bestandsaufnahme der TP sein, sondern auch
die Möglichkeit eines Vergleiches zwischen TP und dem ursprünglichen Bodentyp,
dem Latosol, da sich erst durch diesen Vergleich der unterschiedliche Gehalt
und die Dynamik erkennen lassen.
Wichtig ist daher, dass die beiden Vergleichsflächen aus
demselben Substrat (gleiche Korngröße) bestehen, morphologisch identisch, mit
derselben Vegetation bedenkt, nicht zu weit entfernt sind und sich in derselben
Höhenlage befinden.
Wegen des weiten Einflussbereiches der TP (siehe Kap.3.6)
erwies sich der Punkt des geringen Abstandes voneinander aber als unmöglich. Es
wurde daher eine Latosol-Vergleichsfläche am äußersten Rand des ehemaligen
Plantagengeländes (siehe
Kap.3.3) in der Nähe der Estrada 5 mit 10 ausgewählt,
in einem Abstand von 'Chico Alfredo' von ca. 9 km. Denn erst dort wurde
ein eindeutiger, toniger, gelber, nur im obersten Horizont schwach humoser
Latosol festgestellt.
Da aber das gesamte Plateau der pliozänen Barreiras-Serie
angehört (siehe Kap.2.1.3) und keine nennenswerten Abtragungsvorgänge
stattgefunden haben, konnte dieser relativ große Abstand akzeptiert werden.
Um sicher zu gehen, dass diese Latosol-Vergleichsfläche
keine Ausnahme darstellt, sowie um eine ähnliche Anzahl von Latosol- wie
TP-Profile zu erhalten, wurden 2 weitere Latosol-Profile an anderen Lokalitäten
angelegt (siehe auch
Kap.3.3):
SL 6, ca. 4,3 km südlich Belterras östlich der Estrada 4 in länger genutztem Plantagengelände und im
schwachen, aber noch spürbaren Einflussbereich der TP (ca. 3 km von der TP-Lokalität 'C.B.A' entfernt), sowie
SL 7, ca. 6 km südlich Belterras außerhalb des ehemaligen Plantagenbereiches und des TP-Einflusses (auch
außerhalb der 'Terra Mulatta'), im oberen Teil einer sehr weiten, sehr flachen Depression.
Das Profil SL 7 sollte hierbei v.a. den Einfluss der
Plantagenmonokultur abschätzen, der allerdings vernachlässigt werden kann: SL 7
zeigt analytisch in keiner Form von den Profilen SL 1 - 5 abweichende Werte.
Die Proben aus den Profilen SL 1 - 5 und SL 7 dürfen daher als typisch für den
Latosol, d.h. den anthropogen unbeeinflussten Bodentyp der hiesigen Region
gelten, den 'Ausgangstyp der TP'.
SL 6 zum Abschätzen des weiten, aber eindeutig zum Latosol
gehörigen Übergangsbereiches dagegen zeigt schwache Übergangs-Charakteristika,
d.h. geringfügig höheren Humusgehalt.
3.8 Probefläche 'Chico Alfredo' und Anlage der Profile
Die für die Grabungsarbeiten und den Vergleich mit dem
Latosol ausgewählte TP-Lokalität. 'Chico Alfredo' liegt auf dem oben
beschriebenen, exponierten Sporn an der NW-Ecke des Belterra-Plateaus (siehe
Kap.3.4.1). Er ragt ca. 500 - 600 m weiter gen W als die übrige Plateaukante heraus, die Oberfläche ist
aber völlig eben.
50 - 200 m vor dessen Ende befindet sich das Zentrum dieses
TP-Vorkommens mit einer Fläche von ca. 0,65 ha (in Karte Abb.21 eng
schraffiert) mit dem innersten Kern bei
Profil SP 1. Sowohl zum äußersten Ende
als auch zum Anfang des Sporns hin lassen die Schwarzfärbung und der
Scherbenreichtum langsam nach. Ähnliches wurde auch bei der Lokalität 'C.B.A.'
beobachtet. Es lassen sich dabei verschiedene Intensitäten und damit
Übergangsbereiche erkennen, etwa die auf der Karte weit schraffierte Fläche von
ca. 1,7 ha, aber auch der gesamte Sporn, wie er über die Darstellung auf dieser
Karte hinausgeht, ist noch als - schwächere -TP-Übergangszone zu bezeichnen. An
der Hangkante, d.h. v.a. im N und im S des eigentlichen Kernbereiches, verliert
sich der TP-Charakter sehr schnell. Nur wenige Höhenmeter unterhalb der Kante
ist kein nennenswerter Humusgehalt mehr festzustellen.
Im östlichen Teil. des Sporns befinden sich 3 kleinere, von
einer Familie bewohnte Hütten. Es führt ein Weg an diesen Hütten vorbei zum
äußersten Rand des Sporns und von dort hinunter in das ca. 120 m tiefer gelegene
Tapajos-Schwemmland, wo sich die nächste Trinkwasserstelle in ca. 3 km
Entfernung befindet. In unmittelbarer Nähe der Hütten (ca. 30 m) sind kleine
Gemüse-Beete angelegt. Drei ältere, nicht mehr genutzte Brandrodungsfelder mit
früherem Maniok-Anbau sind in der Karte eingetragen. Insbesondere das mit den
Profilen SP 5 - 7 scheint seit langer Zeit (ca.5 - 10 Jahren) nicht mehr genutzt worden zu sein.
Abb.21: TP-Vorkommen 'Chico Alfredo' Die Vegetation ist - auch an diesen Stellen - als ca. 5 - 30
Jahre alter Sekundärwald (capoeira) anzusprechen. Einige größere Bäume
von etlichen Metern Durchmesser zeugen von größerem Alter. Insgesamt ist die
Vegetation vom Brandrodungsfeldbau beeinflusst, ansonsten aber ungestört und
somit typisch für den gesamten Großraum.
Nach genauer Begehung, kartographischer Aufnahme und Anlage
Dutzender kleiner Prospektions-Profile im TP-Oberboden wurden etliche
Probebohrungen angelegt. Wichtig bei Auswahl dieser Stellen war ein
ausreichender Abstand zu den nächsten größeren Bäumen und zum nächsten
Einschlag sowie die ungestörte ebene Lage auf dem Sporn.
Sofern im inneren TP-Bereich gelegen, d.h. der Humusgehalt
hoch genug war, wurde bis auf 150 - 160 cm Tiefe ein Profil von ca. 2 x 1 m
Grundriss ausgehoben. Wegen des schweren, tonigen Bodens war dies sehr
arbeitsintensiv. Es konnte dadurch aber jeweils eine Profilwand von ca. 6 m
Länge angesprochen werden.
Der Abstand dieser Aufschlüsse untereinander ergab sich aus
der Größe des eigentlichen Zentrums mit ca. 0,65 ha, nicht länger als 130 m.
Z.T. mussten daher die Profile im Abstand von lediglich 20 - 30 m angelegt
werden.
Ein weiteres Ausweichen auf die Randbezirke hätte keine
derart intensive TP mehr erbracht, sondern Übergangstypen, die zum Latosol hinüberführen.
Die daraus gezogenen Proben hätten nicht mehr die für die Darstellung der TP
notwendige Aussagekraft gehabt; die statistische Absicherung wäre wegen der
großen Varianz unmöglich geworden.
Die für die hohe statistische Absicherung ursprünglich
geplanten 10 Profile pro Probefläche mussten daher wegen der Kleinräumigkeit
des Vorkommens und Einhalten eines Minimalabstandes von Profil zu Profil hier
auf eine Anzahl von 7 begrenzt werden (SP 1, 2, 4-8) .
3.9 Untersuchte Profile
Es wurden im Rahmen des Vergleichs Latosol - TP insgesamt 16
Bodeneinschläge gemacht, die hier vorgestellt sein sollen. In der Bezeichnung
steht S für Santarém, P für Terra Preta, L für Latosol.
SP 1: TP von der Lokalität 'Chico Alfredo', + das Zentrum
dieser Lokalität
SP 2: dito, aber schwächer ausgeprägt,
SP 4: dito
SP 5: dito
SP 6: dito, mit auffallenden Holzkohlenstücken in mittlerer Tiefe
SP 7: dito
SP 8: dito
SP 9: TP der Lokalität 'Belterra / Zentrum' bei der Casa do Dentista, nahe
an der Hangkante gelegen (siehe Kap.3.4.1 und 3.7.2)
SP 0: dito., unterhalb der Hangkante gelegen, stark lateritisiert
SL 1: Latosol von der 'Estrada 10'
SL 2: dito
SL 3: dito
SL 4: dito
SL 5: dito
SL 6: Latosol von der 'Estrada 4', noch im schwachen Einflussbereich der TP
(siehe Kap.3.3. und 3.7.3)
SL 7: Latosol von südlich der Estrada 7, außerhalb des Plantagengeländes
(siehe Kap. 3.3 und 3.7.3)
Die Unterhorizonte werden durchnummeriert; die Indexzahlen
bei den Horizontbezeichnungen sind daher nicht genetisch bzw. deskriptiv im
Sinne der angelsächsischen Literatur (z.B. Soil Survey Staff 1960, S.25f.) zu
verstehen, d.h. z.B. ein A2 nicht als Eluvial-A-Horizont!
3.10 Probenentnahme
Aus diesen 16 Bodeneinschlägen galt es, jeweils für die
Horizonte typische Proben zu ziehen. Da eine spätere, mit großem Messaufwand
durchgeführte 'chemische Analyse nicht besser sein kann als die Probe, welche
sie repräsentiert' (Maxwell 1968, in Herrmann 1975, S.12), wurde im Gelände
stets darauf geachtet,. die Proben mit größter Sorgfalt zu ziehen, d.h. aus
charakteristischen Partien die Proben zu entnehmen, nicht aus überdurchschnittlichen
hellen oder dunklen Flächen, auf eine möglichst große horizontale Distanz (oft über
die gesamte angesprochene Profilwand von ca. 6 m,), und Fremdpartikel auszuschließen,
die evtl. von darüber liegenden Horizonten in die Proben gelängen könnten.
Da Horizonte im Latosol schwierig auszumachen und - bis auf
den A-Horizont - nur sehr undeutlich und mit mächtigen Übergangszonen
abzugrenzen sind (z.B. Soil Survey Staff 1960, S.29), erschien es besser,
Bodenproben auf eine gewisse Tiefe und nicht auf einen bestimmten Horizont zu
beziehen. Somit ergab es sich zuweilen, dass von einem mächtigen Horizont, der
von der Ansprache her homogen erscheint, mehrere Proben vorliegen (z.B. bei
Horizont BA des Profils SP 8 in 36 - 95 cm Tiefe mit Probenentnahme in 40, 60,
80 cm Tiefe).
Dadurch ist das Probenmaterial nicht mehr kennzeichnend für
einen bestimmten Horizont, sondern für eine gewisse Tiefe. Dies erleichtert
daneben den späteren, quantitativen Vergleich verschiedener Profile in einer
bestimmten Tiefe. Eine derart gezogene Probe sollte daher nicht zuviel Material
aus dem Bereich über- oder unterhalb der abgegebenen Tiefe enthalten. Bei einer
Probe aus den Unterböden beträgt die Spannweite der Entnahmetiefe ca. 3 - 4 cm,
aus dem Oberboden ca. 2 cm.
Andererseits wurde dort, wo eindeutige diagnostische
Horizonte angesprochen werden konnten, die Staffelung der Entnahmetiefen
durchaus der Horizontfolge angepasst.
Es versteht sich des weiteren, dass die Abstufung der
Probentiefen im Oberboden dichter erfolgte (ca. alle 10 cm) als im Unterboden
(ca. alle 20 - 30 cm).
Das Probenmaterial .wurde in der angegebenen Tiefe aus
sämtlichen, angesprochenen Profilwänden mit einem Spatel oder einem Messer
herausgeholt. Die Schwere des Bodens, d.h. sein hoher Tongehalt, und die
Austrocknung begünstigten diese Arbeit. Um zu vermeiden, dass von oben
herunterfallendes Material die Probe 'verunreinigt', wurden grundsätzlich nach
der Ansprache des Profils die drei oder vier Profilwände ein zweites Mal
abgestochen und 'gereinigt'. Aus demselben Grund wurde mit der Probenentnahme
unten begonnen und nach oben vorangegangen.
Die daran anschließende Entnahme von Proben zur Bestimmung
des Volumengewichtes erfolgte mittels eines eigens in Belem angefertigten,
runden Stechzylinders von ca. 1 l Volumen. Dessen genaue Bestimmung und
Korrektur ist in Kap.4.2 dargestellt.
Dieser Zylinder wurde unter Benutzung eines aufgelegten
Hartholzbrettes derart in den ungestörten Boden eingeschlagen, dass die Probe
weder durch das Aufschlagen komprimiert noch durch die Erschütterung gelockert
wurde oder Material über den oberen Rand des Zylinders hinausfiel. Das Gefüge
und die Lagerungsdichte durften dabei nicht verändert werden. Je nach Größe des
gesamten Bodeneinschlages erfolgte der Zylindereinschlag in horizontaler oder
auch in vertikaler Richtung.
Mit Spitzhacke und Messer wurde er an schließend freigelegt,
der obere und untere Rand mit Blechen möglichst plan abgeschnitten, so dass
das. Volumen des - unverdichteten ! - Bodens exakt dem des Zylinders entsprach.
Für eine bessere Absicherung des Datenmaterials (Fehler bei
der Probennahme, durch Inhomogenitäten des Horizontes, Anteile von
Konkretionen, Wurzeln oder Keramikresten) erfolgten zwei Probenentnahmen pro
Horizont. Bei Auftreten und Ansprechen von Unterhorizonten in größerer Tiefe
(z.B. B21 und B22) wurden nicht immer jeweils eigene Volumenproben gezogen,
sondern nur für den Gesamthorizont Geltende (im Beispielsfall: für den B2). Die
entsprechenden Zuordnungen sind für die weitere Interpretation ohne Bedeutung,
aber dennoch im Datenband S.8-41, Spalte 7 aufgeführt.
Die Entnahme der organischen Auflage erfolgte mittels eines
quadratischen Metallrahmens mit einer Seitenlänge von 23,2 cm, d.h. einer
Entnahmefläche von 538 cm2. Dieser Rahmen wurde an drei möglichst
ungestörten, auf jeden Fall unzertretenen und vom Aushub des Erdreiches nicht
tangierten Stellen, die bereits vor Beginn der Arbeiten markiert und geschützt
wurden, in der nächsten Nähe des Aufschlusses jeweils ausgelegt und gesondert
die einzelnen Humushorizonte eingesammelt.
Entscheidend war dabei, den Unterschied zwischen der frischen
Streu, dem OL -Horizont, und dem minierten, zerbissenen, angefaulten
und von Pilz en besetzten Streuhumus, der OF-Lage, herauszusondern. Humifizierungslagen
konnten wegen der sehr hohen Mineralisationsrate bei diesen
Verwitterungsbedingungen nirgends festgestellt werden.
3.11 Vorbehandlung und Trocknung der Proben
Nach der Entnahme des Probenmaterials und Einfüllen in mit
der Profilnummer, Entnahmetiefe. und Verwendungszweck beschrifteten
Plastiktüten (zur Sicherheit wurden mit der Probennummer gestanzte Plastikstreifen
eingelegt) wurden die Proben an windstillen Tagen au geschützten Stellen, so
dass kein Staub in die Tüten geblasen werden konnte, geöffnet und in der Sonne
mehrere Tage lang bei oftmaligem Wenden getrocknet. Ob noch weiterhin
Bodenwasser in der Probe enthalten ist, konnte ersehen werden, wenn die
luftdicht verschlossene Tüte erhitzt wurde und dann u.U. Wasser aus der Probe
kondensiert und sich innen an der Tüte niederschlägt. Kondenswasser dieser Art
kann als ein Indiz für die noch nicht ausreichende Trocknung der Probe
angesehen werden.
Aufgrund der mehrtägigen Trocknung bei 600 - 800
konnte davon ausgegangen werden, dass nur noch eine sehr geringe Spur von
Feuchte im Boden enthalten war.
Nach der Trocknung wurden größere Fremdkörper und
Verunreinigungen wie Keramikreste, Holzkohle, Pflanzenteile wie größere
Wurzeln, Holzstücke und Bodentiere ausgelesen.
Von den anorganischen Proben wurden jeweils ca. 250 g für
den Versand nach Deutschland in Plastiktüten luftdicht verpackt, weitere 200 g
für die EMBRAPA für dortige Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Bei der
Auflage wurden jeweils ca. 80 g nach Deutschland gesandt.
Ebenfalls noch vor Ort, d.h. in Belterra, wurden die
Volumengewichtsbestimmungen und die dafür notwendigen Trocknungen und Wägungen
durchgeführt (siehe Kap.4.2) sowie die einzelnen Horizonte und TP-Lokalitäten
miteinander auf ihre Farbintensität hin untersucht und verglichen. Genauer
ergibt sich dies aber durch die Anwendung der Munsell-Farbskala (siehe
Kap.4.10).
Last update: January 2007
(Die Kreuze bedeuten Keramikfunde)