Gerhard Bechtold

  Consultant for National (Geo-)Information Systems and Database Setup, for Natural Resources Assessments   


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Thesis about Anthrohumox in Brazilian Lowland

Um die TP und auch den Ausgangs-Latosol genau zu bestimmen, war es notwendig, eine TP-Lokalität aufzusuchen, im Gelände aufzunehmen, zu kartieren und Probenmaterial zur Analyse nach Deutschland zu bringen. Es war daher unumgänglich, nach Brasilien zu fahren und dort weiter zu recherchieren.

3.1 Vorbereitungen

Da von Deutschland aus nicht. ausreichend genau recherchiert werden konnte, an welchen Lokalitäten ausgeprägte, untersuchenswerte TP-Vorkommen vorhanden sind, welcher Art diese sind und ob heute noch in demselben Zustand wie bei der Nennung in der Literatur (siehe Kap. 1.4), konnte die Auswahl der TP-Lokalität noch nicht in Deutschland erfolgen.

Auch die Kontaktierung mit den staatlichen brasilianischen Behörden bzw. deren Genehmigung musste in Brasilien vor Ort erfolgen, da sich bei Antrag einer Forschungsgenehmigung durch die diplomatische Vertretung in Deutschland Probleme ergaben. Nach vielen Jahrzehnten der Dominanz ausländischer, wissenschaftlicher Forschungsvorhaben - mit Rückfluss der Forschungsergebnisse in die durchführenden Länder, v.a. USA, aber auch Westeuropa und Japan, so dass die Ergebnisse in Brasilien oft nicht einmal zur Verfügung standen - entwickelte sich in Brasilien eine Tendenz zur wissenschaftlichen Autarkie und zum Ausschluss ausländischer Institutionen.

Die Folge ist die von Brasilien angestrebte eigene, nationale Forschung und der Aufbau eines eigenen wissenschaftlichen Bildungs- und Forschungswesens, in dem ausländische Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit staatlichen brasilianischen Stellen nur schwer, ohne diese Kooperation nicht möglich sind.

Erste diesbezügliche Kontakte. über deutsche Einrichtungen in Manaus (Konsul, bestehende deutsche Forschungsprojekte) erwiesen sich als negativ.

In Belem dagegen konnte FAO-Koordinator J.Dubois gewonnen werden, der wiederum zu I.Falesi,. Direktor der EMBRAPA, heute Landwirtschaftsminister des Staates Para, vermittelte. Bekannt durch mehrere Veröffentlichungen für seine Forschungen an der TP (siehe Kap. 1.2.3), zeigte er Interesse und sicherte die Genehmigung und Mithilfe der EMBRAPA, Belem zu. Dadurch wurde aber die. Region mit einem möglicherweise zu untersuchenden TP-Vorkommen auf den Staat Para beschränkt.

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3.2 Arbeitsbedingungen

Der tropische Regenwald stellt an den Bodenkundler Forderungen besonderer Art. Bereits die Überwindung der riesigen Entfernungen in einem verkehrsmäßig sehr schlecht erschlossenen Gebiet bereitet oft große Schwierigkeiten bzw. verursacht zumindest lange Verzögerungen. Verf. benötigte daher mehrere Wochen für Fahrten im Amazonasraum, bis er zu einem ersten TP-Vorkommen gelangte.

Ein weiteres Problem stellte die Beschaffung des Arbeitsgerätes dar. Aus finanziellen Gründen war eine Mitnahme spezieller Werkzeuge von Deutschland aus nicht möglich, so dass im Explorationsgebiet Grabwerkzeuge wie Spaten, Pickel, Schaufeln, Hacke besorgt werden mussten, Rahmen zur Humusaufnahme und zur Volumenprobe, Verpackungsmaterial sowie Trockenschrank und Feinwaage mussten erst organisiert bzw. angefertigt werden.

Ein im Grunde unentbehrliches Gerät, der Pürckhauer-Bohrer, konnte aber vor Ort weder gekauft, geliehen noch hergestellt werden, so dass die wegen der geringen Größe der TP-Vorkommen ohnehin recht schwierigen, umfangreichen Sondierungsarbeiten noch wesentlich erschwert wurden.

Eine weitere Schwierigkeit, die Bereitstellung von Arbeitskräften, konnte durch die Wahl von Belterra und die Mitarbeit der EMBRAPA zufriedenstellend gelöst werden.

Kartographisch erfasst sind, was über einen Maßstab von 1:250.000 hinausgeht, nur die wenigsten Gebiete Amazoniens.

Pedologische Karten liegen nur sehr kleinmaßstäbig vor, z. B. die in Kap. 2.6.3 aufgeführte1:5 Mio.-Karte - und dann auch nur beschränkt interpretierbar - oder von ausgewählten, kleinsten Gebieten, etwa entlang neu angelegter Straßen, z.B. an der Strecke Manaus - Itacoatiara (IPEAN 1969). In der Region um Santarem - Belterra wurden 1935 jedoch von den Amerikanern topographische Skizzen im Maßstab von 1:250.000 und 1:25.000 angefertigt (unveröffentlicht). Durch Geländebegehung und Abmessen mit Maßband und Kompass wurden sie an den wichtigsten Stellen korrigiert und erweitert und stellen die Grundlagen der Karten Abb.14, 17 und 21 dar.

Aus klimatischen Gründen ist ein bodenkundliches Arbeiten nur in den 2 - 4 trockeneren Monaten (siehe Kap. 2.3) möglich, da in der Regenzeit ein Aufsuchen von TP-Lokalitäten sehr erschwert und Grabungsarbeiten unmöglich. gemacht werden.

Tägliche Regenmengen von über 10 bis über 20 mm lassen Bodeneinschläge schnell vollaufen.

Die Vegetation dagegen stellt kein unüberwindbares Problem dar. In der Region um Belterra besteht ein umfangreiches Wegnetz (siehe Kap.3.4). Abseits dieser Pfade und in weniger erschlossenen Gebieten ist selbst bei dichtem. Unterholz ein Vordringen durch Freischlagen zwar zeitraubend, aber stets möglich. Bei Grabungen konnte trotz der geringen Größe der TP-Vorkommen die unmittelbare Nähe von großen Bäumen umgangen werden, so dass kein übermäßig dichter Wurzelbesatz den Aushub erschwerte.

Ebenso wurde die Bedrohung durch gefährliche Tierarten lange überschätzt. Dennoch wurden mehrere Male bei der Exploration größere Schlangen erlegt und Vogelspinnen getötet. Ein Arbeiter wurde von einem Skorpion gebissen.

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3.3 Auswahl des Untersuchungsgebietes

Nach Konsultierung von Pedologen und Archäologen v.a. bei der EMBRAPA und im Goeldi-Institut, Belem, und Literaturstudium über angegebene TP-Lokalitäten wurden folgende Orte in die engere Wahl genommen:

Aufgrund der befristeten Zeit - das Einsetzen der Regenzeit macht bodenkundliches Arbeiten unmöglich - und der begrenzten finanziellen Möglichkeiten sowie Arbeitsgenehmigungen fiel die Entscheidung zugunsten des Vorkommens auf der Belterra-Hochfläche, da diese überdurchschnittlich ausgeprägt, in Bezug auf ihre Größe, Mächtigkeit, Scherbenreichtum und organische Substanz eine 'eindeutige' TP ist und in diesem Raum bereits geologische, morphologische, kartographische und bodenkundliche Vorarbeit geleistet wurde.

So schrieb Franco eine eigene Arbeit über die Entstehung der TP von Belterra (1962, siehe Kap. 1.2.3), Sampaio kartierte - nicht unumstritten - das gesamte Gelände mit TP und 'Terrra Mulatta' (1962, in Sombroek 1966, S.175; Abb.20 in Kap. 3.6); des Weiteren wurden chemische Analysen von nahe gelegener TP gemacht (Ranzani. et.al.1962; Sombroek 1966, S.159 u.a.; Tab.4 in Kap.6). Die US-Amerikaner bohrten als geologisches Tiefenprofil bis 122 m Tiefe (1937, unveröffentlicht; Abb.7 in Kap.2.1.3) und es existiert eine eigene Klimamessstation (bisher unveröffentlichte Daten; Tab.1 und Abb.12 in Kap. 2.3.2).

Ausgehend von dortigen Untersuchungen wurde der Begriff 'Belterra-Ton' als eine geologische Formation geprägt, die in großen Teilen Amazoniens an der Oberfläche ausstreicht (siehe Kap. 2.1.3 und Abb.4).

Nicht zuletzt. wurde dieses Gebiet für die Untersuchungen gewählt, da in dieser von Ford 1934 angelegten Plantage weitgehend Infrastruktureinrichtungen bestehen, wie ein ausgebautes Wegenetz, eine landwirtschaftliche Station (Posto) der EMBRAPA mit Fahrzeugpark, Werkzeugen., Arbeitsgerät, Waagen etc. sowie Unterkunftsmöglichkeit, Arbeitskräfte, sogar ein kleines Krankenhaus. Auch die tägliche Busverbindung in das 40 km entfernte Santarém mit sämtlichen Versorgungsmöglichkeiten wurde als großer Vorteil angesehen.

Es wurde daher das Angebot der EMBRAPA als Trägerin der Plantage und Landwirtschaftsstation angenommen, von Belterra aus zu operieren und dort mit Geländewagen, Arbeitskräften, Arbeitsmaterial, Karten etc. unterstützt zu werden.

Die bei Belterra gefundene TP erfüllt sämtliche Voraussetzungen, 'typischer Vertreter' dieses Bodentyps zu sein, wie deutliche Ausprägung, hoher C-Gehalt und Vorhandensein von Keramikresten (siehe Kap.1.1.2), daneben aber auch weitere Charakteristika wie allmählicher Übergang in den Latosol, hohe Fruchtbarkeit, Lockerheit, relative Homogenität innerhalb eines Vorkommens etc.

Standort Belterra wird sämtlichen weiteren Ansprüchen als Ausgangspunkt der Untersuchungen gerecht, wie relativ gute Erreichbarkeit, Möglichkeit der Vorbehandlung und des Abtransportes der Proben und Anlage von Profilen des zu vergleichenden Bodentyps (Latosol-Profile) in der Nähe.

Letzterer Punkt, der bei der Planung und Auswahl dieses Standortes nicht stärker berücksichtigt zu werden glauben musste, wurde vor Ort zu einem Problem, da in unmittelbarer Nähe der TP-Vorkommen keine von der TP unbeeinflussten Latosole gefunden wurden, so dass eine größere Entfernung zwischen TP- und Latosol-Vergleichsflächen in Kauf genommen werden musste.

Anfangs blieb ein einziger kritischer Punkt bei der Entscheidung für Belterra als Standort bestehen: Eine evtl. mögliche, anthropogene Überprägung durch die Plantagenwirtschaft in den letzten 45 Jahren. Maßnahmen wie Rodung, konstantes Ausholzen des Unterholzes, Anbau mit einer Monokultur und Nährstoffentzug können u.U. starke Veränderungen im Boden erzeugen. Dieses Problem wurde aber gelöst, indem TP-Flächen außerhalb des ehemaligen Plantagengeländes ausgesucht wurden.

Die Latosol-Vergleichsfläche mit 5 Profilen ( SL 1-5) wurde am Rande des - seit ca. 25-30 Jahren aufgelassenen - Plantagengeländes ausgewählt. Dass diese Profile nicht anthropogen modifiziert sind, wurde durch den Vergleich mit einer weiteren Latosol-Probefläche ( Profil SL 7) bzw. dessen analytischen Daten und mit Werten von anderen Autoren gezogenen Latosol-Profile (z.B. EMBRAPA 1975) bestätigt. Nicht einmal das völlig im ehemaligen Plantagengelände liegende Profil SL 6 weist abweichende Werte auf (siehe Kap.3.7.3).

Wegen der notwendigen, sehr umfangreichen Geländeerkundung im Raum Belterra (siehe Kap. 3.5) verzögerten sich die Arbeiten stärker als zuvor geplant. Somit konnten wegen der einsetzenden Regenzeit im Dezember keine weiteren TP-Vorkommen aufgesucht werden. Ursprünglich geplant war das Aufsuchen einer weiteren TP-Lokalität, die sich entweder hinsichtlich des Ausgangssubstrates (z.B. sandige TP) oder hinsichtlich .der: Vegetation (z.B. unter 'Primärwald') von der Belterras unterscheidet. Davon musste aber Abstand genommen werden.

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3.4 Standortbeschreibung von Belterra

3.4.1 Morphologie

Belterra liegt ca. 40 km südlich von Santarém nur ca. 1 - 3 km östlich bzw. südlich des Steilabfaallles des Planalto (siehe GIS online Karte zum Zoomen and allen Profilstandorten). Diese tertiäre, unzerstörte Hochebene ist hier aus ca. 40 - 50 m mächtigen Tonschichten, den sog. Belterra-Tonen, aus kaolinitischen Sedimenten eines pliozänen Sees aufgebaut (siehe Kap. 2.1.3 und Abb.7): Das Gelände selbst ist völlig eben, lediglich unterbrochen durch einige wenige, geschlossene, ± runde Hohlformen von ca. 100 - 300 m Durchmesser und ca. 10 - 20 m Tiefe, den bereits mehrfach genannten Depressaos fechados (siehe Kap. 1.2). (Siehe auch weitere Feldkarte)

Geomorphologische Arbeiten wurden bisher in diesem Gebiet noch nicht durchgeführt (siehe auch Kap.2.2).

Das gesamte Plateau liegt ca. 165 m über NN (Sioli 1969, S.318 u.a.) und damit über 100 m höher als die unterhalb des Steilabfalls gelegenen Teile der Terra Firme entlang der Tapajos- und Amazonasufer (ca. 30 m über NN). Die Hangkante ist sehr verschlungen und gewunden und bildet mehrere Sporne heraus. Der Abbruch ist deutlich ausgeprägt.

Der Übergang von der Ebene in den Hang mit oft 400 oder gar 450 Neigung erfolgt auf eine Distanz von ca. 20 - 30 m. Zu erklären dürfte dies sein durch bodengenetische Verhärtungsprozesse der oberen Lagen (etwa 1 - 1,50 m).

Durch die stärkere Austrocknung in Hangnähe während der Trockenzeit kommt es zu einer verstärkten Fe-oxid-Ausfällung.

Derartige Lateritisierungsprozesse, bedingt bzw. verstärkt durch die hier bessere Drainage des lateral abziehenden Wassers, führen zu einem kompakten, verfestigten Laterithorizont in 1 - 2 m Tiefe an den Plateaurändern (mehr 'nodular laterite' als 'massive laterite').

Bodenkundlich ist dies als plinthic Ferralsol (Fp; siehe Kap. 2.6.1) bzw. als Laterit-haltig oder gar als Laterit - im Gegensatz zum Latosol - bzw. als Lateritico anzusprechen. Die beiden Laterit-Profile SP 9 ca. 40 m vor der Kante und SP 0 ca. 5 m unterhalb der Kanter also schon im Hang (siehe Kap. 3.7.2), bestätigen die Modellzeichnung von Townshend (1970, S.397):

Abb.15: Plateau-Laterit an der Hangkante (nach Townshend 1970; Young 1976)

Wie die Abbildung andeutet, dünnen bei Entfernung von der Hangkante zum Plateau auch hier die Lateritkrusten sehr schnell aus, bereits in einem kurzen Abstand treten sie nicht mehr auf (Sivarajasingham et.al.1962, S.50).

Diese 'Plateau-Laterite' (nach McFarlane 1976; Townshend 1970) bedingen nach dem Prinzip einer homolithischen Schichtstufe (Louis 1979, S.333) die Ausbildung von scharf ausgeprägten Plateau- und Terrassenkanten, an denen lateral ansetzende Erosion nicht eine Tieferlegung der Niveaus oder Abflachung der Kante verursacht, sondern eine Ein- und Zerschneidung der Plateauränder. Diese Abbruchkante besteht daher aus einer abwechselnden Folge von Spornen, Kämmen und zurückgelegten Schluchten und Einschnitten, wie dies auch gut auf den Karten Abb. 14 und 17 gesehen werden kann.

Abb.16: Ausbildung von Plateau-Laterit (nach Young 1976); rechtes Profil entspricht SP O

3.4.2 Plantage

Die Region um Belterra weist eine lange Besiedlungsgeschichte auf, wie aus den Keramikfunden, der Geschichtsschreibung und den TP-Entstehungstheorien (siehe Kap.1.2) hervorgeht. In seiner heutigen Form wurde der Ort Be1terra aber erst 1934 von der amerikanischen 'Companha Ford Industrial do Brasil' erbaut (Plantacoes Ford de Belterra).

Die Ursache hierfür lag bei den Autonomieüberlegungen der Amerikaner für ihren Gummibedarf. Denn aufgrund des Stevenson-Planes 1922-28 fürchtete man eine eigene - überteuerte - Preispolitik der Engländer bei dem Vertrieb des damals fast ausschließlich den Markt beherrschenden, indisch-malaiischen Kautschuks. Vom US-Departement of Commerce wurde daher nach Möglichkeiten gesucht, in anderen tropischen Ländern eine krisensichere Kautschuk-Plantage aufzubauen. Ford begann daher 1927 mit der Rodung und Errichtung von Plantagen bei Fordlandia 100 km weiter im S, nach dortigen Misserfolgen 1934 bei Belterra, das den Vorzug hatte, eben zu sein und damit den Einsatz von Maschinen zuzulassen.

Ob die höhere Fruchtbarkeit dieses Areals infolge der TP damals ein Argument für die Auswahl dieses: Ortes war, ist unbekannt, aber nicht auszuschließen.

1939 waren von dem gesamt 2428 qkm großen Gelände ca. 50 qkm mit (2 Mio.) Kautschukbäumen (Hevea Brasiliensis) bepflanzt. Einer in Fordlandia aufgetretenen Blatt-Krankheit, die sich nur in Monokulturen derartig ausbreiten kann und die letztlich zur Aufgabe dieser Pflanzung führte, wurde in Belterra durch zwei Aufpfropfungen vorgebeugt, so dass sich eine resistente Kreuzzüchtung von einheimischen Kautschukbäumen und orientalischen Reisern ergab. Da diese Züchtung aber sehr arbeits- und kostenintensiv waren und nach dem 2. Weltkrieg die Nachfrage nach Kautschuk als Rohmaterial nachließ, verkaufte Ford die Anlage 1945 an die brasilianische Regierung, die sie in immer kleinerem Rahmen durch die EMBRAPA weiterbetreibt.

Heute ist der Baumbestand in Belterra völlig überaltert, es erfolgt kein Ausholzen des Unterholzes mehr, in den früheren Plantagenarealen setzt sich mehr und mehr die Capoeira (Sekundärwald) durch. Kautschuk wird nur noch in geringem Maß gezapft - zur Herstellung von Kaugummi.

Heute lebt nur noch ca. ein Fünftel der ehemaligen Bevölkerung von ca. 8 - 10.000 Einwohnern in Belterra (Zimmermann 1958, S.80).

Ein Teil des Wegenetzes mit 3 W-E-verlaufenden und 5 N-S-verlaufenden Routen wird heute noch erhalten, weiter abseits führende Wege (in Abb.17 gestrichelte Linien) sind oft nicht mehr befahrbar. Im Gelände nicht mehr erkennbar ist die rechteckige Parzellierung in 441 geplante bzw. 310 angelegte, mit Kautschuk-Bäumen bepflanzte Parzellen (mit einer Seitenlänge von 404 m), die etwa innerhalb der Estrada 1 und 7 bzw. zwischen 2 und 10 lagen (siehe Karte Abb.17).

Aus dieser Karte ist neben dem Verlauf der Hangkante und der Anlage der Siedlung und der Wege u.a. die Situation der untersuchten Profile zu ersehen: SP 1 - 5 liegen auf einem Sporn weit außerhalb des ehemaligen Plantagen-Geländes, SP 9 und SP 0 direkt an der Kante, SL 1 - 5 am äußersten Rand der ehemaligen Plantage und daher am frühesten aufgelassen, SL 6 in relativ lang kultiviertem Gelände und SL 7 völlig außerhalb der ehemaligen Plantage (siehe Kap.3.7).

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3.5 Exploration der TP-Vorkommen

3.5.1 Prospektion

Bei der Exploration konnte eine Anzahl von - z.T. miteinander zusammenhängenden, z.T. isolierten - TP-Vorkommen in Erfahrung gebracht, aufgesucht, angesprochen und kartiert werden.

Dabei standen folgende Fragestellungen im Vordergrund:

  • - Wo befinden sich einzelne TP-Vorkommen, wie groß sind diese und wie verteilen sie sich?

  • - Welche der beobachteten Vorkommen eignen sich am besten für eine weitere Untersuchung, d.h. zur Anlage tieferer Profile?

  • - Gibt es einen Zusammenhang zwischen TP-Vorkommen und Morphologie, wie oft in der Literatur vermutet?

  • - Ist eine grobe Skizzierung des Auftretens von TP in dieser Region möglich?

  • - Findet sich TP nur auf tonigem Ausgangssubstrat ?

  • - Gibt es auch eine 'nicht-anthropogene', d.h. keramiklose TP ?

Die Ansprache bezog sich somit. v.a. auf die Aufnahme des Humusgehaltes, der Mächtigkeit der TP-typischen Ah-Horizonte, der Textur sowie der Form, Erstreckung und Reliefsituation der Lokalität und Quantifizierung der Keramikstücke. Bei jedem festgestellten TP-Vorkommen wurden mehrere Profile (etwa 5 - 10), allein in der Lokalität 1 über 30 !, gegraben und Proben gezogen, um bei einem Farbvergleich die verschiedenen TP-Intensitäten direkt miteinander vergleichen zu können.

Ziel dieser Geländearbeit war neben der erstmaligen großmaßstäbigen Kartierung von TP-Vorkommen und deren Ansprache die Auswahl einer typischen, gut ausgeprägten und ungestörten Lokalität, in der die Profile zur Probenentnahme angelegt werden sollten.

3.5.2 Beschreibung 19 untersuchter Vorkommen

Folgende TP-Vorkommen wurden sicher festgestellt (siehe auch Skizze der Belterra-Region):

  1. Die im Zentrum von Belterra gelegene TP ist unzweifelhaft die größte und tiefste. Ihr absolutes Zentrum liegt am Anfang der Estrada 1, etwa zwischen dem Büro der EMBRAPA und dem Hotel; ebenfalls noch als Zentrum kann aber ein derart zentrierter Kreis mit ca. 400 - 500 m Durchmesser angesehen werden. Dies entspricht somit einem TP-Kernbereich von ca. 14 - 18 ha. Sie ist damit im Vergleich zu anderen, in der Literatur genannten TP sehr groß ( Lokalität: 2,6374 S - 54,9361 W, weitere Beschreibung in Kap. 3.7.2).

    Entsprechend groß ist die Übergangszone zum Latosol. Diese erstreckt sich ca. 500 m nach N und auch nach S und schließt dort + an die TP-Lokalität 2 an (siehe dort). Nach E reicht sie bis kurz vor die Praca, d.h. etwa 250 m über den Kernbereich hinaus. Westlich endet sie bald. wegen des dortigen Steilhang des Planalto. Oben auf der Kante liegt noch eine typische TP vor ( SP 9), nur 5 m unterhalb ( SP 0) wurden zwar noch hohe C-Gehalte und Keramikreste festgestellt, an anderen Eigenschaften wie Ca-, Mg-Gehalt etc.ist diese aber nicht mehr TP-typisch, wie sich nach chemischer Analyse herausstellt. Nach weiteren lediglich 5 - 10 m Höhendifferenz ist der TP-Charakter völlig verschwunden. Es dominieren dann Laterite und kräftige, aber stärker rötliche Farbtöne wegen der dortigen stärkeren Fe-Anreicherung (orthic, plinthic Ferralsols; siehe auch Kap. 3.4.1).

    Abgesehen von dieser reliefbedingten Besonderheit, kann aufgrund der Geländebeobachtungen prinzipiell die 'Linsentheorie' Francos (1962, siehe Kap. 1.2.3) bestätigt werden. Sie sei anhand der kleinen, schematischen Darstellung der Isocarbonalen (Linien gleichen C-Gehaltes) dargestellt.

    Abb.18: Isocarbonalen-Darstellung einer typischen TP-Lokalität (wie Nr.1)

    Die gesamte TP-Lokalität in der oben genannten Umgrenzung weist eine Fläche von ca. 120 - 150 ha auf. Die Ausdehnung mit erhöhtem Humusgehalt ist ca. 1/3 größer als auf der Karte (Abb.17) schraffiert angegeben. Keramikscherben wurden auf einem kleineren 'inneren' Teil dieser TP gefunden, hier jedoch im Übermaß, sogar z.T. auf der Oberfläche oder gar auf der Straße.

  2. Etwa 1 km südlich dieser Lokalität ist östlich der Estrada 2 eine TP entwickelt, die bedeutend 'schwächer' ist. Sie hat ein Kerngebiet von ca. 50 m Durchmesser und weist nur etwa die halbe Tiefe auf. Von der Geländeansprache gleicht diese TP bereits ab ca. 40 cm Tiefe dem umgebenden Latosol. Der Übergangsbereich erstreckt sich kreisförmig über eine Fläche von ca. 5 ha oder auch geringfügig mehr ( Lokalität: 2.6534 S - 54.9371 W).

    Die Nähe zu obiger TP ließ vermuten, dass beide TP zusammenhängen und nur durch eine Zone schwächerer Ausprägung voneinander getrennt sind. Es wurden daher entlang einer geraden Linie 5 Testprofile angelegt, die diesen Übergang untersuchen sollten. Bei Entfernung von Lokalität 1 wurden die Oberbodenhorizonte allmählich immer heller, die 'Mächtigkeit' der TP immer geringer, es ließen sich keine Keramikscherben. mehr finden. Nach etwa 2/3 der Distanz wurde der Boden als Latosol angesprochen. Bei Annäherung an die Lokalität 2 wurde der Boden wieder dunkler, der humose Ah mächtiger und bei noch größerer Nähe zum Zentrum wurden auch wieder Scherben gefunden.

    Abb.19: Isocarbonalen-Darstellung des Überganges von TP-Lokalität 1 zu 2, schematisiert
    (Die Kreuze bedeuten Keramikfunde)

  3. Eine ähnliche Verbindung kann existieren zur dritten aufgesuchten TP in unmittelbarer Nähe (400 m SW Vorkommen 2), etwa 100 m nördlich des Friedhofes. Die Größe des Kerngebietes muss als sehr gering (ca. 0,1 ha) angesehen werden. Keramikstücke wurden nur sehr wenige gefunden.

  4. Standen die bisherigen 3 TP-Vorkommen + miteinander in Zusammenhang, so erfolgt dies nicht bei dem Vorkommen SW der Kreuzung Estrada 4 mit 3, das nur eine sehr kleine Ausdehnung (unter 0,1 ha), aber eine mittlere Intensität hat (dunklerAh bis ca. 30 cm Tiefe). Es steht unter intensiver landwirtschaftlicher Nutzung in einem Gemüsefeld bei einer Hütte ( Lokalität: 2.6530 S - 54.9370 W).

  5. Westlich des Landefeldes liegt auf einem ausgeprägten Sporn, der fast 500 m über die sonstige Hangkante hinausragt, die TP-Lokalität 'C.B.A.' Schwarzer Oberboden und damit hoher Humusgehalt wurde auf sämtlichen hoch-, d.h. im Niveau des Plateaus gelegenen. Teilen dieses Sporns festgestellt. Die Dunkelfärbung verliert sich aber schnell hangabwärts, wie auch schon in Lokalität 1 festgestellt, sowie bei Annäherung zum eigentlichen Plateau, d.h. bei Verlassen dieses Sporns. Diese TP umfasst somit nur ca. 0,5 ha, der Übergangsbereich ist mit 1 - 2 ha relativ klein. Es wurden nur sehr wenige Scherben gefunden ( Lokalität: 2.6709 S - 54.9648 W).

  6. Auf einem anderen, sehr exponierten. Sporn an der NW-Ecke des Belterra-Plateaus wurde die stark ausgeprägte TP 'Chico Alfredo' gefunden. Sie entspricht in ihrer Intensität, d.h. der Humosität, und der Tiefe der Ah-Horizonte fast dem 1. Vorkommen, ist aber wesentlich kleiner, aber doch noch größer als die anderen bisher genannten. Im eigentlichen Kerngebiet bedeckt sie eine Fläche von ca. 0,65 ha. Über ca. 2. - 5 ha strahlt sie mit einem erhöhten Humusgehalt aus ( Lokalität: 2.6003 S - 54.9439 W).

    Sie soll aufgrund ihrer günstigen, TP-typischen Eigenschaften ausführlich in in Kap.3.7.1 besprochen werden.

  7. Ca. 2,5 km östlich liegt in geringer Entfernung von der Hangkante die wesentlich schwächere TP 'Dourado' mit einer geringeren Flächenerstreckung und einem nur mäßig schwarzen, nicht besonders tiefen Ah ( Lokalität: 2.6167 S - 54.9227 W).

  8. Nicht weit entfernt zeigt das Vorkommen 'Cacoalinho', etwa 2,5 km NE der Praca, im Oberboden mit die dunkelsten Schwarztöne (geringste value-Werte; ca.1,5-2) und daher vermutlich die höchsten Humusgehalte ( Lokalität: 2.6179 S - 54.9146 W). Diese intensive Ausprägung lässt aber sehr schnell mit der Tiefe nach und ist ab ca. 50 - 60 cm bereits weitgehend als Latosol anzusprechen. Der intensive Schwarzton beschränkt sich nur auf ein sehr kleines Gebiet von ca. 30 - 40 m Durchmesser.

    Etwa 500 m nördlich davon befindet sich ein weiteres, schwächeres (Sub-)Zentrum dieser Lokalität.

    Auch zwischen diesen beiden TP-Arealen wurde der Übergang untersucht. Es existiert z.T. typischer Latosol dazwischen. Wegen der großen Nähe dieser beiden TP wird aber von derselben Lokalität gesprochen.

  9. Weiter abseits von Belterra gelegen, allerdings ebenfalls nahe zur Hangkante liegt die TP-Fläche 'Mt. Christo' mit mäßigem Scherbenbesatz. Sie hat zwar eine mittlere Gesamt-Größe, ihr Kerngebiet mit einem recht hohen Humusgehalt ist aber relativ klein. Bereits bei ca. 25 cm Tiefe geht die TP in den Latosol über ( Lokalität: 2.6030 S - 54.8793 W).

  10. Extremer Scherbenreichtum kennzeichnet die TP von 'Santo Antonio', ebenfalls direkt an der Hangkante auf einem ähnlichen Sporn wie 'C.B.A.' oder 'Chico Alfredo' mit einem tiefschwarzen Ah bis zu 40 cm. Aber auch hier erfolgt der Übergang in die hellen Farbtöne des Box oft sehr schnell und unvermittelt ( Lokalität: 2.5968 S - 54.8609 W).

  11. Eine relativ tiefe, sehr dunkle TP mit mächtigem Scherbenbesatz ist die von 'Sao Joao' etwa 12 km NE Belterra, in 500 m Entfernung von der Hangkante. Sie wurde genau aufgenommen und kartiert. Der Kern bedeckt knapp 1 ha, das Übergangsgebiet ca. 10 - 15 ha ( Lokalität: 2.5796 S - 54.8425 W).

    Wegen eines optimalen Überganges von ca. 500 m zum Latosol wurde hier ein Längsprofil der Bodenvergesellschaftung mit 5 Bodenprofilen gezogen, das den Übergang vom Zentrum der TP zum Latosol charakterisieren soll.

    Die entnommenen 38 Proben wurden nach Deutschland gesandt. An Analysen wurden bisher an diesen Proben lediglich die Volumengewichte bestimmt. Die im Gelände beobachtete starke Abnahme des Volumengewichtes vom Latosol zur TP konnte bewiesen werden.

  12. Etliche Kilometer südlich, aber in größerem Abstand von der Hangkante befindet sich die TP 'Sao Francisco' mit ebenfalls sehr starkem Scherbenbesatz. Das Zentrum ist etwas unter 1 ha groß. In den oberen 30 cm zeigt sich ein + intensiver Schwarzton, der auf den weiteren 20 cm schnell nachlässt ( Lokalität: 2.6068 S - 54.8458 W).

    Nach Moreira d.S. siedelten hier bis ca. 1920 / 30 noch Indianer (mdl.Mitt.).

  13. Südlich der Estrada 7 liegt in der Nähe des Wasserturmes eine weitere, sehr kleine TP mit einer nicht zu geringen Mächtigkeit (ca. 40 cm) eines tiefschwarzen (value ca.2) Ah-Horizontes, der dann allerdings sehr schnell in die Farben eines gelben Box übergeht. Trotz der kleinen Erstreckung wurden sehr reichlich Scherben auf und in dem Boden gefunden. Das eigentliche Kerngebiet von ca. 0,1 ha befindet sich v.a. auf einer kleinen Anhöhe (von ca. 20 - 30 m Durchmesser) und geht sehr schnell in den umliegenden Latosol über ( Lokalität: 2.6843 S - 54.9044 W).

  14. Nur ca. 1 km weiter westlich, ebenfalls südlich der Estrada 7 in stärker reliefiertem Gelände wurde eine davon isolierte TP mit zwar etwas größerer Erstreckung, aber einer geringeren Intensität des Humus (weniger tief und heller) und noch schneller in den darunter liegenden Latosol übergehend, festgestellt ( Lokalität: 2.6832 S - 54.9203 W).

  15. 3 - 4 km südlich der Estrada 7 an der Straße nach Capim ist die TP-Lokalität 'Castanheiras' unmittelbar neben einer Hohlform (Depressao Fechado von ca. 20 m Durchmesser und 3 m Tiefe) gelegen. Ihre Fläche dürfte nur sehr klein sein. Die schwache Schwarzfärbung lässt bereits nach ca. 20 cm nach. Scherben wurden nur mäßig viele gefunden ( Lokalität: 2.7276 S - 54.9561 W).

  16. An der Straße nach Aramanay am Tapajos befindet sich auf der Pfeffer-Plantage von Sr. Coleman eine TP, die eine dunkle Färbung der oberen 10 - 30 cm aufweist, im untersuchten Areal aber keine Scherben besitzt. Das eigentliche Zentrum wurde wegen der frisch angelegten Pflanzung nicht aufgesucht. Es ist dort aber mit Keramikscherben zu rechnen. Das eigentliche TP-Areal muss nach der Begehung als mittel-groß (etwa 2 - 5 ha) angenommen werden ( Lokalität: 2.6875 S - 54.9787 W).

  17. Unterhalb (!) des Steilabfalles, d.h. in stärker sandigem Substrat, wurden zwei TP bei Tijucal aufgesucht, deren Größe aber trotz der Unzugänglichkeit des Geländes abgeschätzt werden konnten. Die Intensität ist nur mäßig, nach 30 - 40 cm beginnt der dort stark schluffige bis sandige Latosol ( Lokalität: 2.5814 S - 54.8817 W).

  18. In völlig sandigem Gelände an der Straße nach Pindobal liegt die TP von Pedreira, ebenfalls unterhalb des Plateau - Abfalls. Sie weist nur eine sehr extensive Schwarzfärbung und eine geringe Größe auf (0,2 ha). Etliche Scherben demonstrieren den anthropogenen Ursprung ( Lokalität: 2.6391 S - 54.9557 W).

  19. Im näheren Umkreis von Santarém wurden auf dem dortigen, rein sandigen Substrat an mehreren Stellen, z. B. in Santarém, an der Station der IBGE u.a., humose Oberbodenhorizonte und z. T. überreichlich Scherben festgestellt (siehe Kap. 1.4, Pt.28). Sämtliche angelegten Profile weisen aber auf eine extreme Störung durch landwirtschaftliche Nutzung oder durch Baumaßnahmen hin, so dass ungestörte. Profile und damit auch Bodenproben nicht zu ziehen waren. Bereits Barata (1953, S.4, in Palmatary 1960. S.24) drückt aus, dass in der Umgebung von Santarém zwar stark ausgeprägte TP vorhanden ist, diese aber nicht untersuchenswert ist wegen ihrer durch die Landwirtschaft gestörten Situation.

Auf folgender Tabelle (3) sind die Daten der 19 untersuchten TP-Vorkommen zur Übersicht aufgeführt.

Nr

Lokalität

Bodenart

Keramik

Kern (ha)

Gesamt (ha)

Schwarz bis (cm)

Gelb ab (cm)

Morphologie

Relief

Vegetation

1

Zentrum

T

++

14-18

120-150

40-50

130

Rand des Planalto

eben

Siedlung

2

E Estrada 2

T

+

0,2

5-8

20

40

Rand des Planalto

eben

frühere Plantage

3

N Friedhof

T

(+)

0,1-0,2

0.5

10-20

40

Rand des Planalto

schwach reliefiert

frühere Plantage

4

Kreuzung 3 / 4

T

+

0,1

0,3-0,5

30

45

Planalto

schwach reliefiert

Pflanzung

5

C.B.A

T

(+)

0,5

1-2

25-30

70-80

Planalto-Sporn

eben

frühere Pflanzung

6

Chico Alfredo

T

++

0,65

2-5

45

100

Planalto-Sporn

eben

frühere Pflanzung

7

Dourado

T

+

0,1-0,3

2-4

20

60

Rand des Planalto

eben

frühere Pflanzung

8

Cacoalinho

T

+

0,2

10

40

50-60

Rand des Planalto

gewellt

Sekundärwald

9

Mt.Christo

T

+

0,2

2-5

15-20

25

Rand des Planalto

eben

Sekundärwald

10

Santo Antonio

T

++

0,3

10-20

40

50

Planalto-Sporn

eben

Pflanzung

11

Sao Joao

T

++

0,5-1

10-15

40

70-80

Planalto

gewellt

Sekundärwald

12

Sao Francisco

T

++

0,5

10-15

30

50

Planalto

eben

frühere Pflanzung

13

Wassertum

T

++

0,1

0,2

40

50

Planalto

kleine Anhöhe

Pflanzung

14

S Estrada 7

T

(+)

0,2

0,4

20

30-40

Planalto

reliefiert

Sekundärwald

15

Castanheiras

T

+

<0,3

?

10-20

30-40

Planalto

reliefiert

Sekundärwald

16

Strasse nach Aramanay

T

+ (?)

?

2-5

10-30

40-60

Planalto

eben

Pflanzung

17

Tijucal

U-S

+

?

?

20

30-40

Schwemmland

reliefiert

Primärwald

18

Pedreira

S

(+)

0,1

?

10

30-60

Schwemmland

Hang

Sekundärwald


3.5.3 Regelhafte Beobachtungen

Aus diesen Darstellungen wird ersichtlich, dass - mit Einschränkungen - TP- Vorkommen + rund sind und das Kerngebiet mit der intensivsten, d.h. dunkelsten, und. mächtigsten Ausprägung eines Ah-Horizontes sich im Zentrum dieses Kreises befindet. Hier treten auch die meisten Keramikstücke auf. Der ringförmige Übergangsbereich zum Latosol übertrifft das eigentliche TP-Areal oft um ein Mehrfaches.

Es wurden aber auch einige Heterogenitäten aufgezeigt, etwa dass die Regel 'Je dunkler der Oberboden, desto mehr Keramik wird gefunden' auch Ausnahmen kennt, z.B. die Lokalität Cocoalinho (Nr.8) mit dem schwärzesten Farbton, aber nicht überdurchschnittlich bzw. v.v. die TP von Sao Francisco mit sehr vielen Scherben, aber nur einer mittelstarken Intensität.

Auch eine weitere, prinzipielle Regel 'Je humoser der Oberboden, desto größer ist die Mächtigkeit bzw. (desto größer) das gesamte TP-Areal' findet einschränkende Ausnahmen, etwa bei der TP am Wasserturm (Nr.13), wo ein sehr dunkler Farbton mit einer sehr kleinen Erstreckung zusammenfällt, oder bei Santo Antonio (Nr.10) mit einem tiefschwarzen Ah an der Oberfläche, aber einem Latosol ab ca. 50 cm Tiefe. Cum grano salis seien aber dennoch obige Regeln über den Zusammenhang zwischen Humusgehalt des Oberbodens, Mächtigkeit der TP, Größe der Lokalität und Scherbenreichtum aufgrund der Geländebeobachtung aufgestellt.

Die These einer scherbenlosen und damit möglicherweise nicht-anthropogenen TP (siehe Kap.1.2) konnte aufgrund der Geländebefunde nicht bestätigt werden. Es wurde keine 'scherbenlose TP' gefunden.

In den meisten Fällen sind die TP-Vorkommen plan im Gelände integriert, können daher keine 'Aufplaggung' (siehe Kap.1.2.3) darstellen. Nur in sehr wenigen Fällen (Nr.3 und 13) bestehen sie aus kleinen, konvexen Hügeln.

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3.6 Erstreckung des TP-Komplexes von Belterra

Nach obiger Darstellung und Betrachtung der Karte (Abb.17) fällt auf, dass sich die meisten und intensivsten TP-Vorkommen entlang der Hangkante oder in deren unmittelbarer Nähe befinden und die Intensität bzw. Häufung der TP-Vorkommen mit größerer Häufung von der Hangkante abnimmt. Dies ist vermutlich durch die Siedlungsweise der Indianer zu erklären, die bevorzugt an Stellen mit weiter, allseitiger Siebt siedelten (Mayntzhusen 1912, S.462; siehe Kap.1.2.1).

Im 1 - 3 km breiten Übergangsbereich von auslaufendem TP-Einfluß - gesamt Belterra. steht auf einem derartigen Bereich-, finden sich einige weitere TP-'Subzentren' (z.B. Sao Francisco) mit stärkerer Ausprägung und Scherbenreichtum.

Eine überschnelle und daher falsche -Interpretation dieser Tatsache führte zu Sampaios Kartierung der TP von Belterra und der fälschlichen Darstellung der 'Terra Mulatta' als eigenem Bodentyp (1962; Sombroek 1966, S.175; siehe Kap.1.1.3). Dieses Kärtchen sei als Diskussionspunkt und der Vollständigkeit halber abgebildet. Auf eine kritische Betrachtung muss aber hingewiesen werden! Die vom Verf. gezeichnete Karte ( Abb.17) soll als Korrektur und Präzisierung der Karte Sampaios verstanden werden.

Abb.20: Angebliche TP-Verbreitung in Belterra nach J.B.Sampaio (1962; Sombroek 1966)

Der über eine Distanz von ca. 5 km reichende Einfluss der TP auf den Latosol-Humusgehalt warf Probleme bei der Auswahl der Latosol-Vergleichsflächen auf. (siehe Kap.3.3.7) Wodurch diese Einflussnahme bedingt, ob sie evtl. anthropogen ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden.

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3.7 Auswahl und Prinzip der Vergleichsflächen

3.7.1 'Chico Alfredo'

Aufgrund der intensiven Geländeprospektion wurde von den aufgesuchten 19 TP-Vorkommen eines für die genaueren Analysen ausgewählt. Bei den meisten sprach die zu schwache (helle) Farbe und die zu flache Ausprägung des TP-Oberbodens dagegen (Vorkommen Nr. 2-5, 9, 14-18), andere wiederum waren in ihrem Kerngebiet zu klein (Nr. 8, 10, 12, 13). Auch Sao Joao (Nr.11) musste wegen der relativ geringen Größe seines Kerngebietes, der schlechten Erreichbarkeit von Belterra aus und des extrem schweren Bodens ausgeschlossen werden, ebenso der stärkste TP-Vertreter ( Lokalität 1) trotz seiner maximalen Mächtigkeit, Humusgehaltes und Scherbenreichtum wegen der hier erfolgten Störung durch den Menschen (Straßen, Häuser, Gemüse- und Gartenbau, Plantagenpflanzungen)(Feldskizze: Siehe Kap.3.8.

Es wurde daher die TP 'Chico Alfredo' ausgewählt, da diese ausreichend humos, tief genug, gut erreichbar, mit viel Scherben versehen und außerhalb des ehemaligen Plantagengeländes liegt und weder genutzt noch gestört ist - und somit alle Anforderungen erfüllt.

3.7.2 'Zentrum'

Um zumindest einen Eindruck einer anderen TP-Lokalität zu bekommen, wurde in dem Vorkommen 'Belterra / Zentrum' (Lokalität 1) noch ein Profil an einer relativ ungestörten, in einigem Abstand zum nächsten Haus gelegenen Stelle gebohrt:

SP 9 mit einer besonderen Schwärzurig des Oberbodens. Dessen Werte entsprechen jedoch .weitgehend denen von 'Chico Alfredo' (Profile SP 1 - 8).

Einen Einblick in die Hangdynamik im Ansatz einer Catena vermittelt ein weiterer Aufschluss: SP 0, in. einer Entfernung von 80 - 100 m westwärts von SP 9 ca. 5 - 6 m unterhalb davon am 25 - 30 % geneigten Hang (siehe auch Kap.3.4.1). Die sehr unterschiedliche Dynamik erwies sich bereits bei der Geländeansprache: Dessen obere Horizonte zeigten sich wesentlich heller (value 2-3) als die der anderen TP-Profile. Die daraus folgende Vermutung auf einen geringeren Humusgehalt wurde aber bei entsprechender Analyse nicht bestätigt (siehe Datenband S.100): Es wurde sogar überdurchschnittlich viel C gemessen (SP0003: 11,6% C). Da ein derartiger Humusgehalt nicht mit der relativ geringen Schwarzfärbung des Oberbodens korreliert, muss daraus eine andersartige Färbung dieses Bodens - und damit ein unterschiedlicher Gehalt .an Oxiden - gefolgert werden. Tatsächlich ergab sich bei tieferem Aufgraben an dieser Stelle (bis 2,10 m), d.h. bei Erreichen des latosoligen bis lateritigen Untergrundes, nicht eine hellgelbe Färbung des Untergrundes wie bei den anderen Profilen, sondern eine rote, und damit einen orthic bzw. fast schon rhodic Ferralsol (siehe Kap.2.6.1).

Dieser Latosol-Vertreter ist lt. brasilianischen Bodenkartierungen gegenüber dem gelben in Belterra vorkommenden, im brasilianischen Amazonasraum stark dominierenden 'Latosol Amarelo' als. ein 'Latosol Vermelho Amarelo' anzusprechen (vergl. Abb.13 in Kap.2.6.3).

3.7.3 Latosol-Vergleichsflächen

Ziel dieser Geländearbeiten und der anschließenden Analysen sollte aber nicht nur eine exakte Bestandsaufnahme der TP sein, sondern auch die Möglichkeit eines Vergleiches zwischen TP und dem ursprünglichen Bodentyp, dem Latosol, da sich erst durch diesen Vergleich der unterschiedliche Gehalt und die Dynamik erkennen lassen.

Wichtig ist daher, dass die beiden Vergleichsflächen aus demselben Substrat (gleiche Korngröße) bestehen, morphologisch identisch, mit derselben Vegetation bedenkt, nicht zu weit entfernt sind und sich in derselben Höhenlage befinden.

Wegen des weiten Einflussbereiches der TP (siehe Kap.3.6) erwies sich der Punkt des geringen Abstandes voneinander aber als unmöglich. Es wurde daher eine Latosol-Vergleichsfläche am äußersten Rand des ehemaligen Plantagengeländes (siehe Kap.3.3) in der Nähe der Estrada 5 mit 10 ausgewählt, in einem Abstand von 'Chico Alfredo' von ca. 9 km. Denn erst dort wurde ein eindeutiger, toniger, gelber, nur im obersten Horizont schwach humoser Latosol festgestellt.

Da aber das gesamte Plateau der pliozänen Barreiras-Serie angehört (siehe Kap.2.1.3) und keine nennenswerten Abtragungsvorgänge stattgefunden haben, konnte dieser relativ große Abstand akzeptiert werden.

Um sicher zu gehen, dass diese Latosol-Vergleichsfläche keine Ausnahme darstellt, sowie um eine ähnliche Anzahl von Latosol- wie TP-Profile zu erhalten, wurden 2 weitere Latosol-Profile an anderen Lokalitäten angelegt (siehe auch Kap.3.3):

  • SL 6, ca. 4,3 km südlich Belterras östlich der Estrada 4 in länger genutztem Plantagengelände und im schwachen, aber noch spürbaren Einflussbereich der TP (ca. 3 km von der TP-Lokalität 'C.B.A' entfernt), sowie

  • SL 7, ca. 6 km südlich Belterras außerhalb des ehemaligen Plantagenbereiches und des TP-Einflusses (auch außerhalb der 'Terra Mulatta'), im oberen Teil einer sehr weiten, sehr flachen Depression.

Das Profil SL 7 sollte hierbei v.a. den Einfluss der Plantagenmonokultur abschätzen, der allerdings vernachlässigt werden kann: SL 7 zeigt analytisch in keiner Form von den Profilen SL 1 - 5 abweichende Werte. Die Proben aus den Profilen SL 1 - 5 und SL 7 dürfen daher als typisch für den Latosol, d.h. den anthropogen unbeeinflussten Bodentyp der hiesigen Region gelten, den 'Ausgangstyp der TP'.

SL 6 zum Abschätzen des weiten, aber eindeutig zum Latosol gehörigen Übergangsbereiches dagegen zeigt schwache Übergangs-Charakteristika, d.h. geringfügig höheren Humusgehalt.

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3.8 Probefläche 'Chico Alfredo' und Anlage der Profile

Die für die Grabungsarbeiten und den Vergleich mit dem Latosol ausgewählte TP-Lokalität. 'Chico Alfredo' liegt auf dem oben beschriebenen, exponierten Sporn an der NW-Ecke des Belterra-Plateaus (siehe Kap.3.4.1). Er ragt ca. 500 - 600 m weiter gen W als die übrige Plateaukante heraus, die Oberfläche ist aber völlig eben.

50 - 200 m vor dessen Ende befindet sich das Zentrum dieses TP-Vorkommens mit einer Fläche von ca. 0,65 ha (in Karte Abb.21 eng schraffiert) mit dem innersten Kern bei Profil SP 1. Sowohl zum äußersten Ende als auch zum Anfang des Sporns hin lassen die Schwarzfärbung und der Scherbenreichtum langsam nach. Ähnliches wurde auch bei der Lokalität 'C.B.A.' beobachtet. Es lassen sich dabei verschiedene Intensitäten und damit Übergangsbereiche erkennen, etwa die auf der Karte weit schraffierte Fläche von ca. 1,7 ha, aber auch der gesamte Sporn, wie er über die Darstellung auf dieser Karte hinausgeht, ist noch als - schwächere -TP-Übergangszone zu bezeichnen. An der Hangkante, d.h. v.a. im N und im S des eigentlichen Kernbereiches, verliert sich der TP-Charakter sehr schnell. Nur wenige Höhenmeter unterhalb der Kante ist kein nennenswerter Humusgehalt mehr festzustellen.

Im östlichen Teil. des Sporns befinden sich 3 kleinere, von einer Familie bewohnte Hütten. Es führt ein Weg an diesen Hütten vorbei zum äußersten Rand des Sporns und von dort hinunter in das ca. 120 m tiefer gelegene Tapajos-Schwemmland, wo sich die nächste Trinkwasserstelle in ca. 3 km Entfernung befindet. In unmittelbarer Nähe der Hütten (ca. 30 m) sind kleine Gemüse-Beete angelegt. Drei ältere, nicht mehr genutzte Brandrodungsfelder mit früherem Maniok-Anbau sind in der Karte eingetragen. Insbesondere das mit den Profilen SP 5 - 7 scheint seit langer Zeit (ca.5 - 10 Jahren) nicht mehr genutzt worden zu sein.

Abb.21: TP-Vorkommen 'Chico Alfredo'

Die Vegetation ist - auch an diesen Stellen - als ca. 5 - 30 Jahre alter Sekundärwald (capoeira) anzusprechen. Einige größere Bäume von etlichen Metern Durchmesser zeugen von größerem Alter. Insgesamt ist die Vegetation vom Brandrodungsfeldbau beeinflusst, ansonsten aber ungestört und somit typisch für den gesamten Großraum.

Nach genauer Begehung, kartographischer Aufnahme und Anlage Dutzender kleiner Prospektions-Profile im TP-Oberboden wurden etliche Probebohrungen angelegt. Wichtig bei Auswahl dieser Stellen war ein ausreichender Abstand zu den nächsten größeren Bäumen und zum nächsten Einschlag sowie die ungestörte ebene Lage auf dem Sporn.

Sofern im inneren TP-Bereich gelegen, d.h. der Humusgehalt hoch genug war, wurde bis auf 150 - 160 cm Tiefe ein Profil von ca. 2 x 1 m Grundriss ausgehoben. Wegen des schweren, tonigen Bodens war dies sehr arbeitsintensiv. Es konnte dadurch aber jeweils eine Profilwand von ca. 6 m Länge angesprochen werden.

Der Abstand dieser Aufschlüsse untereinander ergab sich aus der Größe des eigentlichen Zentrums mit ca. 0,65 ha, nicht länger als 130 m. Z.T. mussten daher die Profile im Abstand von lediglich 20 - 30 m angelegt werden.

Ein weiteres Ausweichen auf die Randbezirke hätte keine derart intensive TP mehr erbracht, sondern Übergangstypen, die zum Latosol hinüberführen. Die daraus gezogenen Proben hätten nicht mehr die für die Darstellung der TP notwendige Aussagekraft gehabt; die statistische Absicherung wäre wegen der großen Varianz unmöglich geworden.

Die für die hohe statistische Absicherung ursprünglich geplanten 10 Profile pro Probefläche mussten daher wegen der Kleinräumigkeit des Vorkommens und Einhalten eines Minimalabstandes von Profil zu Profil hier auf eine Anzahl von 7 begrenzt werden (SP 1, 2, 4-8) .

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3.9 Untersuchte Profile

Es wurden im Rahmen des Vergleichs Latosol - TP insgesamt 16 Bodeneinschläge gemacht, die hier vorgestellt sein sollen. In der Bezeichnung steht S für Santarém, P für Terra Preta, L für Latosol.

  • SP 1: TP von der Lokalität 'Chico Alfredo', + das Zentrum dieser Lokalität

  • SP 2: dito, aber schwächer ausgeprägt,

  • SP 4: dito

  • SP 5: dito

  • SP 6: dito, mit auffallenden Holzkohlenstücken in mittlerer Tiefe

  • SP 7: dito

  • SP 8: dito

  • SP 9: TP der Lokalität 'Belterra / Zentrum' bei der Casa do Dentista, nahe an der Hangkante gelegen (siehe Kap.3.4.1 und 3.7.2)

  • SP 0: dito., unterhalb der Hangkante gelegen, stark lateritisiert

  • SL 1: Latosol von der 'Estrada 10'

  • SL 2: dito

  • SL 3: dito

  • SL 4: dito

  • SL 5: dito

  • SL 6: Latosol von der 'Estrada 4', noch im schwachen Einflussbereich der TP (siehe Kap.3.3. und 3.7.3)

  • SL 7: Latosol von südlich der Estrada 7, außerhalb des Plantagengeländes (siehe Kap. 3.3 und 3.7.3)

Die Unterhorizonte werden durchnummeriert; die Indexzahlen bei den Horizontbezeichnungen sind daher nicht genetisch bzw. deskriptiv im Sinne der angelsächsischen Literatur (z.B. Soil Survey Staff 1960, S.25f.) zu verstehen, d.h. z.B. ein A2 nicht als Eluvial-A-Horizont!

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3.10 Probenentnahme

Aus diesen 16 Bodeneinschlägen galt es, jeweils für die Horizonte typische Proben zu ziehen. Da eine spätere, mit großem Messaufwand durchgeführte 'chemische Analyse nicht besser sein kann als die Probe, welche sie repräsentiert' (Maxwell 1968, in Herrmann 1975, S.12), wurde im Gelände stets darauf geachtet,. die Proben mit größter Sorgfalt zu ziehen, d.h. aus charakteristischen Partien die Proben zu entnehmen, nicht aus überdurchschnittlichen hellen oder dunklen Flächen, auf eine möglichst große horizontale Distanz (oft über die gesamte angesprochene Profilwand von ca. 6 m,), und Fremdpartikel auszuschließen, die evtl. von darüber liegenden Horizonten in die Proben gelängen könnten.

3.10.1 Analysenproben

Da Horizonte im Latosol schwierig auszumachen und - bis auf den A-Horizont - nur sehr undeutlich und mit mächtigen Übergangszonen abzugrenzen sind (z.B. Soil Survey Staff 1960, S.29), erschien es besser, Bodenproben auf eine gewisse Tiefe und nicht auf einen bestimmten Horizont zu beziehen. Somit ergab es sich zuweilen, dass von einem mächtigen Horizont, der von der Ansprache her homogen erscheint, mehrere Proben vorliegen (z.B. bei Horizont BA des Profils SP 8 in 36 - 95 cm Tiefe mit Probenentnahme in 40, 60, 80 cm Tiefe).

Dadurch ist das Probenmaterial nicht mehr kennzeichnend für einen bestimmten Horizont, sondern für eine gewisse Tiefe. Dies erleichtert daneben den späteren, quantitativen Vergleich verschiedener Profile in einer bestimmten Tiefe. Eine derart gezogene Probe sollte daher nicht zuviel Material aus dem Bereich über- oder unterhalb der abgegebenen Tiefe enthalten. Bei einer Probe aus den Unterböden beträgt die Spannweite der Entnahmetiefe ca. 3 - 4 cm, aus dem Oberboden ca. 2 cm.

Andererseits wurde dort, wo eindeutige diagnostische Horizonte angesprochen werden konnten, die Staffelung der Entnahmetiefen durchaus der Horizontfolge angepasst.

Es versteht sich des weiteren, dass die Abstufung der Probentiefen im Oberboden dichter erfolgte (ca. alle 10 cm) als im Unterboden (ca. alle 20 - 30 cm).

Das Probenmaterial .wurde in der angegebenen Tiefe aus sämtlichen, angesprochenen Profilwänden mit einem Spatel oder einem Messer herausgeholt. Die Schwere des Bodens, d.h. sein hoher Tongehalt, und die Austrocknung begünstigten diese Arbeit. Um zu vermeiden, dass von oben herunterfallendes Material die Probe 'verunreinigt', wurden grundsätzlich nach der Ansprache des Profils die drei oder vier Profilwände ein zweites Mal abgestochen und 'gereinigt'. Aus demselben Grund wurde mit der Probenentnahme unten begonnen und nach oben vorangegangen.

3.10.2 Volumenproben

Die daran anschließende Entnahme von Proben zur Bestimmung des Volumengewichtes erfolgte mittels eines eigens in Belem angefertigten, runden Stechzylinders von ca. 1 l Volumen. Dessen genaue Bestimmung und Korrektur ist in Kap.4.2 dargestellt.

Dieser Zylinder wurde unter Benutzung eines aufgelegten Hartholzbrettes derart in den ungestörten Boden eingeschlagen, dass die Probe weder durch das Aufschlagen komprimiert noch durch die Erschütterung gelockert wurde oder Material über den oberen Rand des Zylinders hinausfiel. Das Gefüge und die Lagerungsdichte durften dabei nicht verändert werden. Je nach Größe des gesamten Bodeneinschlages erfolgte der Zylindereinschlag in horizontaler oder auch in vertikaler Richtung.

Mit Spitzhacke und Messer wurde er an schließend freigelegt, der obere und untere Rand mit Blechen möglichst plan abgeschnitten, so dass das. Volumen des - unverdichteten ! - Bodens exakt dem des Zylinders entsprach.

Für eine bessere Absicherung des Datenmaterials (Fehler bei der Probennahme, durch Inhomogenitäten des Horizontes, Anteile von Konkretionen, Wurzeln oder Keramikresten) erfolgten zwei Probenentnahmen pro Horizont. Bei Auftreten und Ansprechen von Unterhorizonten in größerer Tiefe (z.B. B21 und B22) wurden nicht immer jeweils eigene Volumenproben gezogen, sondern nur für den Gesamthorizont Geltende (im Beispielsfall: für den B2). Die entsprechenden Zuordnungen sind für die weitere Interpretation ohne Bedeutung, aber dennoch im Datenband S.8-41, Spalte 7 aufgeführt.

3.10.3 Organische Auflage

Die Entnahme der organischen Auflage erfolgte mittels eines quadratischen Metallrahmens mit einer Seitenlänge von 23,2 cm, d.h. einer Entnahmefläche von 538 cm2. Dieser Rahmen wurde an drei möglichst ungestörten, auf jeden Fall unzertretenen und vom Aushub des Erdreiches nicht tangierten Stellen, die bereits vor Beginn der Arbeiten markiert und geschützt wurden, in der nächsten Nähe des Aufschlusses jeweils ausgelegt und gesondert die einzelnen Humushorizonte eingesammelt.

Entscheidend war dabei, den Unterschied zwischen der frischen Streu, dem OL -Horizont, und dem minierten, zerbissenen, angefaulten und von Pilz en besetzten Streuhumus, der OF-Lage, herauszusondern. Humifizierungslagen konnten wegen der sehr hohen Mineralisationsrate bei diesen Verwitterungsbedingungen nirgends festgestellt werden.

3.11 Vorbehandlung und Trocknung der Proben

Nach der Entnahme des Probenmaterials und Einfüllen in mit der Profilnummer, Entnahmetiefe. und Verwendungszweck beschrifteten Plastiktüten (zur Sicherheit wurden mit der Probennummer gestanzte Plastikstreifen eingelegt) wurden die Proben an windstillen Tagen au geschützten Stellen, so dass kein Staub in die Tüten geblasen werden konnte, geöffnet und in der Sonne mehrere Tage lang bei oftmaligem Wenden getrocknet. Ob noch weiterhin Bodenwasser in der Probe enthalten ist, konnte ersehen werden, wenn die luftdicht verschlossene Tüte erhitzt wurde und dann u.U. Wasser aus der Probe kondensiert und sich innen an der Tüte niederschlägt. Kondenswasser dieser Art kann als ein Indiz für die noch nicht ausreichende Trocknung der Probe angesehen werden.

Aufgrund der mehrtägigen Trocknung bei 600 - 800 konnte davon ausgegangen werden, dass nur noch eine sehr geringe Spur von Feuchte im Boden enthalten war.

Nach der Trocknung wurden größere Fremdkörper und Verunreinigungen wie Keramikreste, Holzkohle, Pflanzenteile wie größere Wurzeln, Holzstücke und Bodentiere ausgelesen.

Von den anorganischen Proben wurden jeweils ca. 250 g für den Versand nach Deutschland in Plastiktüten luftdicht verpackt, weitere 200 g für die EMBRAPA für dortige Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Bei der Auflage wurden jeweils ca. 80 g nach Deutschland gesandt.

Ebenfalls noch vor Ort, d.h. in Belterra, wurden die Volumengewichtsbestimmungen und die dafür notwendigen Trocknungen und Wägungen durchgeführt (siehe Kap.4.2) sowie die einzelnen Horizonte und TP-Lokalitäten miteinander auf ihre Farbintensität hin untersucht und verglichen. Genauer ergibt sich dies aber durch die Anwendung der Munsell-Farbskala (siehe Kap.4.10).


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Last update: January 2007